Stichwort: Hampton Court
26. Oktober 2005
Hampton Court Palace in der Grafschaft Herefordshire ist der älteste erhaltene Tudor-Palast Englands. Die Bauarbeiten zur Errichtung des Palastes begannen um 1520, als Hampton Court durch den Bau neuer Küchen, Unterkünfte und Gärten von einem landwirtschaflichen Gut in einen Herrschaftssitz umgewandelt wurde. König Heinrich VIII. nutzte den damals modernsten Palast des Landes, um seine Staatsgäste mit großen Banketten zu beeindrucken.
Festliches Palaver vor eindrucksvoller Kulisse hat also Tradition in Hampton Court. 1546 bewirtete Heinrich VIII., der Hampton Court liebte und Millionen in den Um- und Ausbau steckte, den französischen Gesandten und 200 Mann seiner Gefolgschaft eine Woche lang zu Gesang und Tanz. Konkrete politische Ergebnisse sind nicht überliefert. Außerdem nutzte er das Schloss, um nacheinander mit allen seinen sechs Frauen dort zu entspannen. Angelegt worden war es als Verwaltungsgebäude.
Nach Heinrich VIII. machten sich besonders Wilhelm III. von Oranien und Queen Mary II. um den Ausbau von Hampton Court und die Gestaltung der umliegenden 4000 Quadratmeter Land verdient. Die mit Abstand populärste Entscheidung traf 1840 Königin Viktoria: Sie machte das Schloss am Ufer der Lugg samt Irrgarten für die Öffentlichkeit zugänglich.
Labyrinthisch
Der Irrgarten hat so seine Tücken: Auf 1300 Quadratmetern erstreckt sich das berühmteste Hecken-Labyrinth der Welt. Es gilt als eines der verzwicktesten seiner Art weltweit. Die Attraktion wurde kürzlich durch eine Audioinstallation Londoner Künstler verstärkt: So erschallt wütendes Bellen, wenn jemand in abgelegenen Ecken zu lange stehen bleibt. In anderen Teilen hört man das Rauschen und Rascheln von Kleidern.
Es spukt
In dem Schloss könnte es allerdings auch ungemütlich werden. Denn der Überlieferung nach spuken gleich zwei Frauen Heinrichs VIII. in den alten Gemäuern herum: Jane Seymour, die dort im Kindbett starb, und Catherine Howard, die auf Hampton Court wegen angeblichen Ehebruchs festgenommen und später im Tower hingerichtet wurde. Sogar der König selbst soll als Gespenst durch die Hallen geistern.
Deutscher war nicht fürsorglich
Deutschen fällt in der Schlosschronik auf, dass nahezu 300 Jahre vor Gerhard Schröder ein anderer Niedersachse kurz auf Hampton Court weilte. Briten denken allerdings mit Missbehagen an Georg I., den Kurfürsten von Hannover, der sie von 1714 bis 1729 als König von Großbritannien regierte. Er sprach kein Englisch und ließ britische Schlösser, darunter auch Hampton Court, verfallen. (arn)