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Stichwort: Pfingstkirchen

Geraldo Hoffmann 7. September 2007

Pfingstkirchen breiten sich auf den fünf Kontinenten aus und konkurrieren zunehmend mit anderen Religionsgemeinschaften, vor allem mit der römisch-katholischen Kirche.

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Die Pfingstkirchen sind in Nigeria sehr beliebtBild: AP

Die Pfingstbewegung gilt seit Jahren als die am schnellsten wachsende Religionsrichtung in der Welt. Vor allem in Lateinamerika und in Afrika ist sie auf dem Vormarsch. Experten schätzen die weltweite Anhängerschaft dieser Glaubensgemeinschaft bereits auf mehr als eine halbe Milliarde Menschen. Damit würde sie sogar die protestantischen Kirchen übertreffen.

Hauptmerkmal der Pfingstkirchen, die auch zum Christentum gehören, ist die Betonung der Wirkung des Heiligen Geistes. Außerdem verheißen sie ihren Anhängern seelische Heilung und materielle Belohnung noch im Diesseits – Spenden an die jeweilige Kirche vorausgesetzt. Ihr Hauptklientel sind die Armen in den Großstädten der Entwicklungs- und Schwellenländer. Aber auch Jugendliche aus der Mittelschicht werden zunehmend mittels elektronischer Medien wie Fernsehen und Internet angesprochen. Sozial Ausgegrenzte in den Industrieländern haben sie ebenfalls im Blick.

Ihre Ethik und Regeln für das alltägliche Leben leiten Pfingstler von der Bibel ab. Praktizierte Homosexualität, außerehelicher Geschlechtsverkehr, Abtreibung und Alkoholkonsum lehnen sie – zumindest nach außen – überwiegend ab. Im AIDS geplagten Afrika machen sie – wie zum Teil auch die katholische Kirche – Front gegen die Benutzung von Kondomen. Viele von ihnen lehnen auch die Evolutionstheorie ab. Ihre Priester und Prediger zeichnen sich oft durch ihren Geschäftssinn aus, manche von ihnen, wie David Oyedepo, der Gründer der Winners’ Church in Lagos, schafften es zum Multimillionär.

Die Pfingstkirchen sind missionarisch, sie leisten politische Lobbyarbeit und sind durchaus sozial engagiert. Sie unterhalten zum Beispiel Kindergärten, Seniorenwohnheime, Krankenhäuser sowie Einrichtungen für psychisch Kranke und Drogenabhängige. Ihre Anhänger unterstützen sich auch gegenseitig in so genannten Hauskreisen, die sich wöchentlich zum Gebet und Bibellesen treffen.

Von den USA in die ganze Welt

"Auf allen Kontinenten entstanden Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts solche Pfingstbewegungen", berichtet die Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit "Der Überblick" aus Hamburg. Als Ursprung der heutigen "modernen" Form der Pfingstgemeinden nennt die Zeitschrift die Heiligungsbewegungen und methodistischen Gruppen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA entstanden, obwohl es ähnliche Glaubensrichtungen bereits im Europa des 18. Jahrhunderts gab.

Als weltweit größte dieser Kirchen gilt die US-amerikanische "Assemblies of God", wobei die meisten ihrer Anhänger nicht in den USA leben. Laut "World Christian Database" in Boston gibt es in Brasilien, dem größten katholischen Land der Erde, auch die größte Mitgliederzahl der Pfingstkirchen (mehr als 24 Millionen), gefolgt von den USA mit rund 6 Millionen sowie Nigeria mit etwa 3,9 Millionen. Pfingstlerische Kirchenführer prophezeien, dass sie spätestens im Jahr 2030 in Lateinamerika die Katholiken an Mitgliedern überholen werden.

Inzwischen strömen die Missionare nicht nur aus den USA, sondern auch aus Brasilien, Nigeria und Südkorea in die ganze Welt – auch nach Europa – aus. Anscheinend mit Erfolg. Laut einer Umfrage des Pew Research Center in Washington, die im Oktober 2006 durchgeführt wurde, rechnen sich 20 Prozent der Gläubigen in Guatemala, 33 Prozent in Kenia, 15 Prozent in Brasilien, 4 Prozent auf den Philippinen, 10 Prozent in Südafrika, 9 Prozent in Chile, 18 Prozent in Nigeria und 5 Prozent in den USA zu den Pfingstkirchen. Allein in Afrika sollen bereits mehr als 20.000 Gotteshäuser dieser Glaubensgemeinschaft stehen. In Deutschland hat die Pfingstbewegung schätzungsweise etwa 300.000 Mitglieder und wird öffentlich (noch) kaum wahr genommen.