Julie Christie wird 75
13. April 2016Manche Schauspielerinnen wären vermutlich froh, wenn sie einmal in ihrem Leben in einem Welthit wie "Doktor Schiwago" mitgespielt hätten. Als Lara, die junge und unglaublich schöne Geliebte von Omar Sharif alias Dr. Juri Schiwago, wurde Julie Christie schnell über die Grenzen ihrer britischen Heimat bekannt.
Der Brite David Lean hatte das pompöse Melodrama, das zu Zeiten der russischen Revolution spielt, in Szene gesetzt. Englische Regisseure waren es auch, die Christie in den Sechziger- und Siebzigerjahren ihre besten Rollen gaben: John Schlesinger, Richard Lester oder Nicolas Roeg.
Julie Christie verlieh ihren Rollen Glanz und Tiefe
Mit ihrem strahlenden Lächeln, das schnell auch in mitleiderregende Traurigkeit umschlagen konnte, ihren ausdrucksstarken Augen wie den ebenmäßigen Gesichtszügen verlieh sie vielen Rollen Glanz, aber auch Tiefe. Denn nur schön war Christie in jenen Jahren ja nie. Sie konnte auch spielen: Geliebte und Models, aber auch in die Jahre gekommene Frauen mit leidvollen Erfahrungen.
Unvergessen ist auch ihre Rolle in Joseph Loseys Film "Der Mittler". Darin spielt sie eine verführerische junge Frau, in die sich ein pubertierender 12-Jähriger verliebt.
Im zarten Alter von 25 Jahren hatte Julie Christie schon einen Oscar als "Beste Hauptdarstellerin" mit nach Hause nehmen können. Den hatte man ihr für ihren Auftritt im britischen Film "Darling" (1965) überreicht.
In Indien kam sie zur Welt, in Großbritannien wurde sie zum Star
Doch Christie war in jenen Jahren schlau genug, sich nicht auf bestimmte Rollen festlegen zu lassen. Auch bei ihren Regisseuren schaute sie über die Landesgrenzen hinweg, arbeitete nicht nur für britische Filmemacher. Schließlich war die am 14. April 1941 geborene Schauspielerin in Indien zur Welt gekommen. Ihr Vater betrieb eine Plantage in der für seinen starken schwarzen Tee bekannten Region Assam. So drehte Julie Christie schon in frühen Jahren auch für nichtbritische Regie-Koryphäen wie François Truffaut, John Ford oder Robert Altman.
So ganz genau ist es auch heute nicht zu erklären, warum in den Achtziger- und Neunzigerjahren nicht mehr all zu viele Filme mit der Schauspielerin in die Kinos kamen, die noch in Erinnerung sind. Denn Julie Christie sah immer noch blendend aus. Und das Schauspielen hatte sie auch nicht verlernt. Doch Filme wie "Dragonheart" (1996) oder "Alle lieben Lucy" (2002) sind heute weitgehend vergessen. Nicht so Kinohits wie "Troja" (2004) oder "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" (2004), die allerdings heute eher wegen der Ausstattung und den Spezial-Effekten in Erinnerung sind.
Comeback mit "An ihrer Seite"
Und so gönnten alle Julie-Christie-Fans und die internationale Kinogemeinde der Engländerin von Herzen, als sich vor zehn Jahren noch einmal alle Augen auf die einst so gefeierte Darstellerin richteten. Ausgerechnet als Frau, der die Welt entgleitet, weil sie an Alzheimer leidet, kehrte sie in die Herzen der Kinozuschauer zurück.
Für die an der tückischen wie unheilbaren Krankheit leidende Fiona im Film "An ihrer Seite" (2006) erntete sie große Anerkennung: Julie Christie wurde für einen Oscar nominiert und gewann neben zahlreichen anderen Preisen einen Golden Globe. Christie, die ihr Privatleben stets von der Öffentlichkeit abschirmte, lebt schon lange mit dem englischen Journalisten Duncan Campbell zusammen, den sie 2008 in Indien heiratete. In Wales besitzt das Paar einen Bauernhof.