Strategieplan für Lösung der Roma-Probleme bis Jahresende
25. September 2002Köln, 24.9.2002, DW-radio / Serbisch
In Nis hat das unabhängige US-Institut "Projekt für ethnische Beziehungen" (PER) in Kooperation mit dem jugoslawischen Bundesministerium für ethnische und nationale Gemeinschaften einen Runden Tisch zum Thema "Roma in multiethnischen Gemeinschaften in Serbien" organisiert. Ein Bericht von Zorica Miladinovic.
Der Bundesminister für nationale und ethnische Gemeinschaften Rasim Ljajic erklärte heute (24.9.) in Nis, es sei ein Expertenteam gebildet worden, das bis Jahresende eine staatliche Strategie ausarbeiten soll, um die Probleme der Gemeinschaft der Roma in Jugoslawien zu lösen. Am Runden Tisch unter der Bezeichnung "Roma in multiethnischen Gemeinschaften in Serbien" sagte Ljajic, dieser staatliche Strategieplan, der in internationaler Kooperation ausgearbeitet werden soll, stelle nicht lediglich eine Wunschliste dar: "Diese Strategie umfasst Problemlösungen für die Roma in den Bereichen Wohnraumbeschaffung, Bildung, Beschäftigung, Gesundheits- und Sozialversicherung. Ferner bezieht sich ein gesonderter Teil auf Problemlösungen für Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo. Das Team wird aus sechs Personen bestehen – zwei OSZE-Vertretern und vier einheimischen Experten, von denen zwei Roma-Vertreter sein sollen. Dies ist zwar ein Mini-Team, es schließt aber gleichzeitig die Einbindung zahlreicher bedeutender Roma-Organisationen ein. Wir möchten vor allem einen realistischen Plan vorweisen - einen Plan, der nicht lediglich auf eine Wunschliste hinausläuft. Darin sollen sowohl die Bedürfnisse der Roma-Gemeinschaft als auch die augenblicklichen Möglichkeiten berücksichtigt werden, damit dieser Plan realistisch umgesetzt werden kann".
Minderheitenminister Ljajic sagte ferner, der Staat habe in den letzten beiden Jahren am meisten im Informationsbereich für die Roma-Gemeinschaft erreicht, allerdings sträflich wenig bei der Beschaffung von Wohnraum und ihrer sozialen Versorgung. Er kündigte zudem an, dass in die bevorstehenden Reformen im Bildungswesen in Serbien auch Vertreter der Roma-Gemeinschaft einbezogen werden sollen. Ljajic erinnerte dabei an eine dramatische statistische Angabe, nach der 70 Prozent der inländischen Roma die (achtjährige) Grundschule nicht abgeschlossen hätten.
Nach Einschätzung des serbischen Vize-Premiers Zarko Korac sei die Gemeinschaft der Roma benachteiligter als alle übrigen Bürger. Er kritisierte dabei auch die aktuelle Regierung, die praktisch nichts unternehme, um die Lage der Roma zu verbessern. "Im Gegensatz zu anderen Gemeinschaften haben die Roma keine gut organisierten politischen Parteien. (...) Sicherlich schenken auch unsere politischen Parteien ihren Problemen nicht ausreichend Gehör, denn Roma-Fragen werden überhaupt nicht erwähnt".
Am Runden Tisch über die Lage der Roma in Jugoslawien nahmen Vertreter zahlreicher Roma-Organisationen, der OSZE und des Europarates sowie offizielle Vertreter aus Ungarn, Bulgarien und Mazedonien teil. (md)