Strauss-Kahn wieder im Visier der Justiz
27. März 2012Das erklärte die Staatsanwaltschaft in Lille nach stundenlanger Befragung des 62-Jährigen durch die zuständigen Ermittlungsrichter. Strauss-Kahn stehe im Verdacht, regelmäßig bei gesponserten Sex-Partys mit Prostituierten an bandenmäßiger Zuhälterei beteiligt gewesen zu sein. Die zunächst für den 28. März geplante Vernehmung war ohne Angabe von Gründen kurzfristig auf Montag vorgezogen worden. Gegen Zahlung einer Kaution von 100.000 Euro wurde Strauss-Kahn unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.
Illegale Sex-Partys mit hochrangiger Beteiligung
Der französische Ex-Politiker hatte an einer Reihe von Sex-Partys in Luxushotels in Paris, Brüssel und Washington teilgenommen. Für die Prostituierten sollen Unternehmer bezahlt haben. Unklar ist, ob Strauss-Kahn wusste, dass es sich bei den zu den Partys eingeladenen Frauen um Prostituierte handelte. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestreitet dies. Bei der Callgirl-Affäre stehen auch ein ranghoher französischer Polizeichef und mehrere Geschäftsleute im Visier der Justiz. Auf Beteiligung an Zuhälterei stehen in Frankreich bis zu 20 Jahre Haft.
Ein formelles Ermittlungsverfahren bedeutet nach französischem Recht, dass die Behörden Grund zu der Annahme haben, dass eine Straftat begangen worden ist, sie aber mehr Zeit für Ermittlungen benötigen.
Der Abstieg eines Hoffnungsträgers
Im vergangenen Jahr hatte Strauss-Kahn nach Vergewaltigungsvorwürfen eines New Yorker Zimmermädchens nicht nur den IWF-Chefposten, sondern auch seine Hoffnungen auf die Präsidentschaftskandidatur der französischen Sozialisten aufgegeben. Die US-Justiz stellte das strafrechtliche Verfahren zwar wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Hotelangestellten ein, eine zivilrechtliche Klage ist aber noch anhängig.
qu/gri (dpa,afp,dapd)