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Politik

Streit um Gebetsrechte an Klagemauer

26. Juni 2017

Israels rechtsgerichtete Regierung will nicht, dass Männer und Frauen künftig gemeinsam an der Klagemauer beten. Jetzt formiert sich massiver Widerstand progressiver Verbände im In- und Ausland.

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Jerusalem Streit um Klagemauer - Frauen wollen wie Männer beten
Bild: picture-alliance/dpa/S. Järkel

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den Plan für einen gleichberechtigten Zugang zur Klagemauer für Männer und Frauen eingefroren. Seine Entscheidung rief nun scharfe Kritik hervor. Viele Juden in den USA und liberale Gruppen aus Israel unterstützen die Forderung nach einem solchen gemeinsamen Bereich für Männer und Frauen. Die meisten der in den USA lebenden fünf Millionen Juden sind nicht orthodox.

Laut israelischen Medienberichten hieß es in einer Stellungnahme der "Jewish Agency", die Entscheidung widerspreche dem mit verschiedenen Gruppen erreichten Abkommen "die Klagemauer als einendes Symbol für Juden in aller Welt zu etablieren". Der Regierungsentscheid unterminiere Israels Identität als Heimat für alle Juden und habe das Potenzial, die Nation zu spalten. Die öffentlich-rechtliche "Jewish Agency", die sich für die Einrichtung eines gemeinsamen Bereichs an der Klagemauer einsetzt, sagte zuvor aus Protest ein geplantes Treffen mit Netanjahu ab.

Kritik an Entscheidung wächst

"Israel sei "die einzige Demokratie der Welt ohne Gleichheit für die Juden", sagte der Oppositionspolitiker Jair Lapid von der Jesch-Atid-Partei. Er warf Netanjahu vor, der Regierungschef habe seine Entscheidung unter "politischem Druck" und nicht aus Überzeugung getroffen. Und der Leiter der Union für das Reform-Judentum in den USA, Rabbi Rick Jacobs erklärte, die Entscheidung sei eine "Beleidigung" für die Mehrheit der Juden auf der Welt.

Haifa  Blick vom Dach
900 Quadratmeter groß sollte die gemeinschaftliche Gebetszone südlich der bestehenden geschlechtergetrennten Abschnitte werdenBild: DW/T.Krämer

Weitere Vertreter reformjüdischer und konservativer Bewegungen kritisierten den Entschluss als Zurückweisung der Tradition von Millionen Juden weltweit sowie als Kapitulation vor strengreligiös-jüdischen Kräften. Der Entscheid sei bezeichnend für die Spaltung zwischen Israel und dem Weltjudentum, sagte etwa der Präsident der Union für Reformjudentum, Rabbiner Jerry Silverman, gegenüber Medien. Ebenso wurde auch der Rückhalt des Kabinetts für einen Gesetzentwurf kritisiert, der nichtorthodoxe Gebetspraktiken wie das Tragen von Gebetsschals und Teffilin von Frauen verbieten will.

Keine Gleichberechtigung vorgesehen

Gemäß einer strengen Auslegung des jüdischen Glaubens dürfen Männer und Frauen nur in voneinander getrennten Bereichen an der Klagemauer beten. Progressive Juden kämpfen hingegen seit Jahren für die Aufhebung der Geschlechtertrennung. Die Klagemauer wird allerdings von einer ultra-orthodoxen Einrichtung verwaltet. Der Plan für den gemeinsamen Gebetsbereich wurde im Januar 2016 vom israelischen Kabinett befürwortet, aber wegen Einwänden der ultra-orthodoxen Parteien nicht umgesetzt. Der Oberste Gerichtshof Israels ist derzeit mit einer Klage in dieser Sache befasst.

pab/uh (dpa, kna)