Oscars für Newcomer
11. Juni 2012Es ist ein großer Erfolg für den deutschen Nachwuchsfilm - auch wenn es nicht für den ersten Platz gereicht hat. Zwei junge deutsche Regisseure sind am Samstagabend in Los Angeles mit dem Studentenoscar in Silber und Bronze ausgezeichnet worden. In der Kategorie "Bester ausländischer Film" gewann Thomas Stuber von der Filmakademie Baden-Württemberg Silber. Bronze ging an Elmar Imánov von der Internationalen Filmschule Köln (IFS). Der Brite David Winstone gewann die Trophäe in Gold.
Winstone, Filmstudent an der University of Westminster, überzeugte die Jury mit dem Film "For Elise". Darin erzählt er mit viel Humor die Geschichte von Glen, einem desillusioniertem Klavierlehrer, der ein lukratives Angebot bekommt: Für 10.000 Pfund soll er der Tochter des russischen Gangsters Kilov Beethovens "Für Elise" beibringen - dafür hat er allerdings nur einen Tag Zeit.
"Wunderbar starke Geschichte"
Der in Leipzig geborene Thomas Stuber gewann den Silbernen Oscar für den Film "Von Hunden und Pferden": Der arbeitslose Rolf ist Mitte fünfzig und lebt allein. Sein einziger Freund ist der Hund Piet. Plötzlich wird Piet krank. 3000 Euro kostet die Operation, die Piets Leben retten kann. Doch woher soll Rolf an so eine Summe kommen? Er klaubt sein letztes bisschen Geld zusammen und geht zur Rennbahn, in der Hoffnung, dort das große Los zu gewinnen.
Thomas Stuber hatte den Film als Abschlussarbeit bei der Filmakademie Baden-Württemberg gedreht und damit bereits den Deutschen Kurzfilmpreis gewonnen. "Es war sehr schnell klar, dass wir den Film für den Studenten-Oscar einreichen. Das ist eine wunderbar starke Geschichte", sagt Thomas Schadt, Geschäftsführer der Filmakademie Baden-Württemberg. "Ob das jetzt Gold, Silber oder Bronze ist, ich glaube das ist zweitrangig. Man kann sagen: Studenten-Oscar ist Studenten-Oscar."
Vater-und-Sohn-Geschichte aus Aserbaidschan
Der drittplazierte Film "Die Schaukel des Sargmachers" spielt im ländlichen Aserbaidschan. Der Filmstudent Elmar Imánov erzählt darin eine eindrucksvolle Vater-Sohn-Geschichte. Musa wird ständig von seinem Vater geschlagen, obwohl er schon erwachsen und noch dazu behindert ist. Eines Tages erfährt der Vater, dass sein Sohn bald sterben muss. Als er den Sarg für Musa baut, verändert das den Alten und die Beziehung zu seinem Sohn.
Der 27-jährige Imánov wurde in Aserbaidschan geboren und studiert an der IFS in Köln. Dort ist die Freude über den Preis groß. "Ich war von dem Film von Anfang an überzeugt, weil man gemerkt hat, das ist ein sehr universelles Thema", sagt Simone Stewens, Geschäftsführerin der IFS. "Der Stoff hat eine große Kraft und Authentizität. Und ich finde auch, dass der Film eine große Reife hat und eigentlich nicht so wirkt, als wäre er von einem Studenten gemacht."
Dreizehnter Studentenoscar nach Deutschland
Zum 39. Mal verlieh die Academy of Motion Picture Arts and Sciences die Studentenoscars. In fünf Kategorien werden die Trophäen in Gold, Silber und Bronze vergeben. Seit 1981 wird auch der beste ausländische Film geehrt. Insgesamt gewannen - inklusive der Preisträger 2012 - nun bereits 13 deutsche Regisseure den Studenten-Oscar. Erst im letzten Jahr zeichnete die Academy den deutschen Regisseur Max Zähle mit Bronze aus. "Das ist natürlich eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte für den Filmstandort Deutschland beziehungsweise auch für die Filmhochschulen insgesamt", freut sich Thomas Schadt. "Es ist vor allem auch die Botschaft, dass die Academy in Los Angeles den deutschen Film sehr hoch bewertet, eben auch im Nachwuchsbereich."
Der Studenten-Oscar kann ein Sprungbrett für die große Karriere im Filmgeschäft sein. 1988 gewann der damals unbekannte Regisseur Wolfgang Becker als erster Deutscher den Nachwuchspreis. Später feierte er mit "Good Bye Lenin" einen der größten Erfolge des deutschen Films.