Europa im Auge des Sturms
9. Februar 2020Das Orkantief "Ciara" hat Westeuropa seit diesem Sonntagmittag fest im Griff. Unter anderem in Großbritannien und Belgien kam es wegen des in Deutschland "Sabine" genannten Sturmtiefs zu zahlreichen Ausfällen und Verzögerungen im Bahn- und Flugverkehr. In Schottland wurden drei Menschen beim Einsturz des Dachs einer Kneipe verletzt. In Irland waren rund 10.000 Haushalte ohne Strom. Dort warnten die Wetterbehörden vor Überschwemmungen in Küstennähe.
Orkanböen über Großbritannien
Besonders schwer wurde Großbritannien von "Ciara" getroffen: Hier fegten Starkregen und Böen von bis zu 150 Stundenkilometern über das Land. Mehrere Flüsse traten wegen der schweren Regenfälle über die Ufer. Häuser wurden teilweise unter Wasser gesetzt. In verschiedenen Teilen des Landes blockierten umgestürzte Bäume Straßen und Schienen. Die britische Eisenbahngesellschaft riet Fahrgästen von nicht unaufschiebbaren Zugreisen vorerst ab. Die Fähren zwischen Calais und Dover blieben vorerst im Hafen. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen. Queen Elizabeth II. sagte ihren Kirchgang im ostenglischen Sandringham ab, um Gefährdungen für Schaulustige auszuschließen, die sich üblicherweise zu den Besuchen einfinden. Auch das Premier-League-Fußballspiel zwischen Manchester City und West Ham wurde abgesagt, ebenso wie ein Zehn-Kilometer-Lauf in London mit erwarteten 25.000 Teilnehmenden.
Höhepunkt über Nacht in Deutschland
Ab dem Mittag erreichten erste Ausläufer des Orkans auch Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für große Teile des Landes die zweithöchste Unwetterwarnstufe ausgerufen. Die Deutsche Bahn stellte alle Fernverkehrsverbindungen ein. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen, Konzerte und Fußballspiele fielen aus, wie etwa das rheinische Bundesliga-Derby Mönchengladbach gegen Köln. Am Montag bleiben viele deutschen Schulen geschlossen.
Bei Windgeschwindigkeiten von rund 120 Kilometern pro Stunde könnte das Sturmtief Bäume entwurzeln und Dachziegel von Häusern fegen, warnt der DWD. Auch größere Schäden an Gebäuden könne es geben. "Sabine" soll über Nacht von Norden nach Süden durch das Land ziehen. In der Mitte des Landes werde der Höhepunkt in der Nacht zum Montag erreicht, im Süden am frühen Montagmorgen. In den Mittelgebirgen und an den Alpen rechnet der DWD mit Böen Geschwindigkeiten zwischen 160 bis 180 Stundekilometern. Nur im äußersten Osten soll es keine Unwetter geben.
Frankreich rechnet mit Überschwemmungen
Auch in anderen europäischen Ländern gab es Vorkehrungen. Der niederländische Wetterdienst forderte Autofahrer auf, nicht mit Anhängern und Wohnwagen zu fahren. Der Fußballverband KNVB sagte für Sonntag alle Spiele der Profiligen ab. Auch die Spiele der ersten belgischen Fußballliga finden nicht statt.
In Frankreich erwarten die Wetterdienste, dass vor allem der Norden und der Nordwesten des Landes vor starken Böen getroffen wird. Dort galten Unwetterwarnungen in 35 Départements. In den Küstenregionen wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern erwartet. Die Behörden warnten vor Überschwemmungen.
"Sabine"/"Ciara" ist laut DWD ein Winter-Orkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie "Kyrill" (2007) oder "Lothar" (1999) werde "Sabine" aber nicht, hieß es.
cw/sam (afp, dpa)