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Stögers schleichender Abschied

2. Dezember 2017

Die Zeit von Peter Stöger als Trainer des 1.FC Köln scheint abgelaufen zu sein. Nach dem Remis beim FC Schalke 04 wollte aber noch niemand eine klare Entscheidung bekanntgeben. 

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Peter Stöger beim Spiel in Schalke. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender

Es war Peter Stöger deutlich anzusehen, wie schwer ihm dieser Moment fiel. Die Augen waren gerötet und die Stimme wirkte brüchig, als er über das überraschende 2:2 (0:1) des 1. FC Köln beim FC Schalke 04 sprechen sollte. "Die Mannschaft war bereit, alles abzurufen. Damit war ich sehr einverstanden", sagte der 51 Jahre alte Trainer. Aber auch das nach zweimaligem Rückstand durch Treffer von Sehrou Guirassy hart erkämpfte Remis wird wohl nicht mehr für eine Weiterbeschäftigung ausreichen.

Stögers Sätze wirkten wie der Hinweis an seine Vorgesetzten, dass die Mannschaft noch auf ihn, den Trainer, hört. Dass sie immer noch alles versucht, diese Bundesligasaison irgendwie zu retten - trotz nur drei Punkten aus mittlerweile 14 Partien und bereits acht Zählern Rückstand auf den Tabellenvorletzten Freiburg. Es war das Zeichen dafür, dass Stöger noch nicht resigniert hat. Aber es war dem Österreicher auch anzusehen, dass er den Glauben daran verloren hat, dass seine Vorgesetzten diese Hoffnung mit ihm teilen.

Gerüchte vor und nach der Partie

Bundesliga FC Schalke 04 - 1. FC Köln  Peter Stöger
Nachdenkliche Miene Bild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender

Während Stöger sprach, hatte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle regungslos an einem Pfeiler gelehnt und die Szenerie beobachtet. Bereits vor der Partie hatte Wehrle angekündigt, dass er sich nach Abpfiff mit Stöger, Vizepräsident Toni Schumacher und Sportdirektor Jörg Jakobs zusammensetzen wolle, um die Situation neu zu bewerten. Stöger hatte in der Woche bereits gefordert, dass eine endgültige Entscheidung fallen müsse. Von Spiel zu Spiel wollte er nicht mehr schauen. Weiterarbeit oder Trennung waren seine Alternativen. "Ein 'Weiter so' wird es jedenfalls nicht geben", bekräftigte der FC-Coach noch am Samstagnachmittag. 

Der Ausgang dieser Gespräche dürfte aber kaum noch jemanden überraschen. Bereits eine halbe Stunde nach der Partie kursierten Gerüchte, dass sich Stöger bereits von seiner Mannschaft verabschiedet habe. Interimsweise soll U19-Coach Stefan Ruthenbeck mit Co-Trainer Kevin McKenna übernehmen. Stöger selbst sagte, dass "eine Entscheidung noch am Samstagabend oder am Sonntagvormittag" fallen werde.

Bereits kurz nach dem Abpfiff sah es nach Abschied aus, als Stöger über den Rasen ging. Er winkte den mitgereisten Anhängern zu und hob sein Basecap so hochachtungsvoll vom Kopf, als würde er sich nach einer sehr langen und erfolgreichen Zeit verabschieden wollen. "Es ist nicht selbstverständlich, dass die Fans die Mannschaft in so einer Situation so toll unterstützen", sagte er anschließend. 

Markus Anfang gilt als Nachfolgekandidat

Dann ging er zu Matthias Lehmann und herzte seinen Kapitän. Torwarttrainer Alexander Bade hatte auch ein paar freundliche Worte für den Chefcoach übrig, dem dann sogar noch ein Lächeln über die Lippen fuhr. Stöger wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er wohl keine Zukunft mehr bei den den Rheinländern hat.

Viereinhalb Jahre lang hatte der Trainer eine äußerst erfolgreiche Zeit mit den Kölnern gestaltet. Vom Aufstieg in die Bundesliga bis zur Teilnahme an der Europa League - es schien nur noch eine Richtung zu geben: nach oben. Doch der aktuelle und zu schwache Kader, die vielen Verletzungen sowie die zusätzlichen Spiele in der Europa League haben die Mannschaft offenbar überfordert.

Als Kandidat für die wahrscheinlich notwendige Stöger-Nachfolge wird der gebürtige Kölner Markus Anfang gehandelt, der Holstein Kiel von der 3. Liga bis an die Spitze der 2. Bundesliga geführt hat. "Ich werde wahrscheinlich noch im nächsten Jahr in Kiel sein, habe einen Vertrag bis 2019, der aber nur für die 2. Liga gilt", sagte Anfang nach dem 2:2 der Kieler gegen Fortuna Düsseldorf einige Stunden vor dem Spiel der Kölner. Klare, eindeutige Aussagen waren am Samstag jedenfalls Mangelware.