Sudetendeutsche "verzichten" auf Heimat
28. Februar 2016Der Satzungsänderung war ein monatelanger Streit vorausgegangen, der sogar vor Gericht verhandelt wurde. Eigentlich war der einst festgeschriebene Vereinszweck, die Heimat der Volksgruppe in Tschechien "wiederzugewinnen", bereits vor einem Jahr aus der Satzung gestrichen worden. Doch dagegen gab es großen Protest innerhalb der sudetendeutschen Landsmannschaft. Die Reformgegner hielten die Änderung für rechtsunwirksam und zogen vor das Landgericht München I. Dieses gab den Gegnern recht aber nur aus formellen Gründen. Inhaltlich war die neue Satzung laut Bundesverband aber bestätigt worden. Nun bestätigten 72 Prozent der Delegierten die Änderungen erneut.
"Kurs des Brückenschlags fortsetzen"
An die Spitze wählten die Sudetendeutschen erneut Bernd Posselt. Er wurde mit 88 von 100 Stimmen von der Bundesversammlung des Verbandes wiedergewählt. Der ehemalige, langjährige CSU-Europaabgeordnete ist weiterhin Sprecher und damit oberster politischer Repräsentant der Volksgruppe. Sein Vater stammt aus dem Sudetenland.
Posselt steht für einen Aussöhnungs- und Verständigungskurs zwischen Tschechen und Sudetendeutschen. Er hatte zuvor den unter seiner Führung eingeschlagenen Reformkurs gegen Kritiker verteidigt und die Satzungsänderung mit der seit Jahren praktizierten Annäherung an Tschechien begründet: "Selbstverständlich wollen wir unseren Kurs der Öffnung und des Brückenschlags fortsetzen", sagte der 59-Jährige. Kritiker warfen ihm vor, die Rechte der Sudetendeutschen preiszugeben.
3,5 Millionen Sudetendeutsche in der Bundesrepublik
Die Sudetendeutschen haben ihre Wurzeln im heutigen Tschechien und sind seit ihrer Vertreibung von dort über die ganze Welt verstreut. In Deutschland gehören rund 3,5 Millionen Menschen der sudetendeutschen Volksgruppe an.
cw/sti (epd, dpa)