Assad-Armee stößt in Aleppo weiter vor
6. Dezember 2016Damit kontrollierten die Soldaten von Staatschef Baschar al-Assad inzwischen mehr als 70 Prozent von Ost-Aleppo, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien mit. Zu den von der Regimearmee eroberten Viertel gehöre auch der strategisch wichtige Stadtteil Schaar.
Rebellen zurückgedrängt
Die Einnahme dieses Viertels sei von großer Bedeutung, sagte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman. "Denn jetzt sind die Rebellen wirklich auf die südlichen Sektoren von Ost-Aleppo beschränkt." Die Regierungstruppen hatten am 15. November eine Großoffensive gegen die Aufständischen begonnen und große Geländegewinne erzielt.
Die syrische Regierung stimmt nach eigenen Angaben einer Feuerpause für Aleppo nur dann zu, wenn alle Aufständischen von dort abziehen. Jeder von anderen Parteien ausgehandelte Waffenstillstand werde abgelehnt, wenn er nicht den Abzug der "Terroristen" vorsehe, erklärte das Außenministerium in Damaskus über die staatlichen Medien. Die Regierung bezeichnet alle Rebellen, die gegen Assad kämpfen, als "Terroristen".
Russland will Gespräche mit USA
Gegenwärtig strebt Russland, das die syrische Führung unterstützt, Verhandlungen mit den USA über den Abzug der Rebellen aus dem Ostteil Aleppos an. Außenminister Sergej Lawrow warf Washington jetzt vor, die geplanten Gespräche zu hintertreiben.
Die USA hätten ein für diesen Mittwoch geplantes Expertentreffen in Genf abgesagt, sagte Lawrow in Moskau. Die USA wollten offenbar den Assad-Gegnern in der Stadt Zeit geben, sich neu zu formieren. "Wer sich weigert, Aleppo freiwillig zu verlassen, wird vernichtet. Es gibt hier keinen anderen Ausweg", betonte Russlands Chefdiplomat.
Befürchtungen in Washington
US-Außenminister John Kerry wies die Darstellung Lawrows zurück. Es gebe keine Hinhaltetaktik. Nach Informationen der Agentur Reuters rechnen die USA mit einer baldigen Niederlage der syrischen Rebellen in Aleppo. Dies wäre nicht nur ein schwerer Rückschlag für die Aufständischen, sondern auch für die Nahost-Politik von Präsident Barack Obama, hieß es laut Reuters in Regierungskreisen in Washington.
Als Sieger könnten sich Russlands Präsident Wladimir Putin und Assad fühlen. Obamas Nachfolger Donald Trump werde in einem solchen Fall künftig nur noch wenig Möglichkeiten haben, Einfluss auf den seit fünf Jahren dauernden Bürgerkrieg zu nehmen.
wl/jj (dpa, afp, rtr)