Syriza-Minister unter Korruptionsverdacht
22. März 2015Schon die Vorabberichte sorgten in der griechischen Hauptstadt für erheblichen Wirbel. Zu pikant und zu plump erscheinen die zweifelhaften Praktiken des Georgios Katrougalos (Artikelbild): Ausgerechnet der für die Wiedereinstellung von tausenden Beamten zuständige Vizeminister für Verwaltungsreform soll demnach persönlich von dieser Maßnahme finanziell profitieren.
Die Athener Sonntagszeitung "To Vima" berichtet, die Anwaltskanzlei des Vize-Innenministers Katrougalos habe mit 300 früheren Beamten Verträge geschlossen, die unter dem Spardiktat gefeuert worden waren. Sollten sie wiedereingestellt werden und eventuell Entschädigungen für die Phase der Arbeitslosigkeit erhalten, müssen sie laut "To Vima" zwölf Prozent dieses Geldes an Katrougalos Büro abführen.
Das Blatt veröffentlichte Dokumente, aus denen hervorgehen soll, dass die Kanzlei noch am 27. Januar - dem Tag, an dem Katrougalos das Ressort für Verwaltungsreform übernahm - solche Verträge unterzeichnet hat.
Die Opposition forderte den Rücktritt des Ministers. In einer Mitteilung und später in einer Pressekonferenz wies Katrougalos die Vorwürfe zurück und versuchte, die Wellen zu glätten. Die Zahlungen gingen nicht an ihn, sondern an die Kanzlei. Er habe seine Anwaltstätigkeit bereits im vergangenen Sommer aufgegeben, nachdem er ins Europaparlament gewählt wurde. Das von "To Vima" veröffentlichte Dokument betreffe keinen entlassenen Beamten, es sei vielmehr um Lohndifferenzen gegangen.
"Wenn das alles stimmen würde, müsste ich nicht nur zurücktreten, sondern das Land verlassen oder mich umbringen", so Katrougalos pathetisch. Die Regierung des linksgerichteten Ministerpräsidenten Alexis Tsipras stellte sich demonstrativ hinter den stellvertretenden Minister. Regierungskreise sprachen von Lügen, die die Zeitung verbreite. Korruptionsbekämpfung ist eines der erklärten Ziele der Regierung.
SC/uh (dpa )