Der Fluch des Präsidentenamts
20. März 2017Die Staatsanwaltschaft hat an diesem Dienstag (21.03.2017) begonnen, die ehemalige Präsidentin Park Geun Hye zu Korruptionsvorwürfen zu befragen. Bevor sie das Gebäude betrat, entschuldigte sie sich beim Volk und sagte, sie werde alle Fragen wahrheitsgemäß beantworten.
Als Park Geun Hye 2013 ins Blaue Haus, den Präsidentenpalast, einzog, galt sie für viele als Hoffnungsträgerin für Südkorea. Vier Jahre später schlägt ihr der Hass der Bevölkerung entgegen. Nach monatelangen Massenprotesten musste sie den Präsidentensitz räumen. Park hatte einer engen Freundin vertrauliche Regierungsdokumente zugänglich gemacht, obwohl diese kein politisches Amt bekleidete. Die Vertraute soll mit Parks Rückendeckung Unternehmen erpresst haben. Im März schließlich entschied das Verfassungsgericht, Park ihres Amtes zu entheben. So etwas hat es in der südkoreanischen Geschichte noch nie gegeben.
Dabei sind turbulente Amtszeiten in dem ostasiatischen Land eher die Regel als die Ausnahme. Und zwar sowohl zu Zeiten der Diktatur als auch nach der demokratischen Wende 1987. Korruption und Machtkämpfe bis in die höchsten Ämter prägen die südkoreanische Politik seit Jahrzehnten. Gekämpft wird mit allen Mitteln.
"Übervater" der Nation
Erster Präsident des gerade unabhängig gewordenen Landes wurde 1948 Rhee Syng Man. Der von den USA unterstützte antikommunistische Hardliner wurde 1960 nach pro-demokratischen Studentenprotesten entmachtet und floh mit Unterstützung des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA nach Hawaii. Sein glückloser Nachfolger wurde bereits nach 18 Monaten aus dem Amt geputscht.
Es folgte die Ära des "Übervaters" Park Chung Hee. Kein anderer regierte Südkorea so lang wie der Vater der jetzt gestürzten Präsidentin. Unter ihm erlebte das kriegsgebeutelte Land einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwungs. Gleichzeitig führte er es mit eiserner Hand. Kritiker sprechen von einem extrem autoritären Führungsstil. 1979 wurde Park von seinem Geheimdienstchef ermordet.
Asienkrise und Sonnenscheinpolitik
Bis zum demokratischen Wandel Südkoreas 1987 folgten drei weitere glücklose Präsidenten: Der erste wurde aus dem Amt geputscht, die anderen wurden wegen ihrer Beteiligung daran zu langen Gefängnisstrafen beziehungsweise zum Tode verurteilt. 1997 wurden beide begnadigt.
1993 übernahm mit Kim Young Sam der erste Zivilist das oberste Staatsamt. Er setzte sich gegen Korruption ein. Pikant: Sein eigener Sohn wurde wegen Bestechung und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt. Heute verbindet man mit dem Namen Kim Young Nam vor allem die Asienkrise. In seiner Amtszeit stand Südkorea Mitte der 90er Jahre kurz vor dem Staatsbankrott.
1997 begann die Ära Kim Dae Jung. Er ging als Begründer der sogenannten Sonnenscheinpolitik gegenüber Nordkorea in die Geschichte ein, dafür bekam er den Friedensnobelpreis. Zuvor verbrachte er als Oppositionspolitiker viele Jahre im Gefängnis und unter Hausarrest.
Demokratie im Zeichen der Korruption
Die beiden direkten Vorgänger der jetzt gestürzten Präsidentin Park waren direkt oder indirekt in Korruptionsskandale verwickelt. Roh Moo Hyun wurde zur tragischen Figur. Gegen ihn wurde ermittelt, weil er als Präsident mehr als vier Millionen Euro von einem Geschäftsmann angenommen haben soll. Kurz nach dem Ende seiner Amtszeit nahm er sich 2009 das Leben.
Der vorletzte Staatschef Lee Myung Bak schließlich sah sich gezwungen, öffentlich um Entschuldigung zu bitten, nachdem seinem Bruder und politischen Verbündeten Korruption im großen Stil nachgewiesen wurde. Mehr als eine peinliche Fußnote für Lee, immerhin hatte er seine Regierung in der Vergangenheit als "moralisch perfekt" bezeichnet.
Als sich Park Geun Hye nach ihrer Amtseinführung zum ersten Mal öffentlich an ihre Landsleute wandte, hatte sie ebenfalls ambitionierte Ziele. Das Motto ihrer Antrittsrede lautete: "Eine neue Ära der Hoffnung". Wie bei fast allen Vorgängern ist es am Ende anders gekommen.