Auch Südkorea feuert Raketen ab
2. November 2022Die Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea haben sich nach einem militärischen Vorfall im südkoreanischen Gewässer deutlich zugespitzt. So feuerte Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Militärs zunächst 17 Raketen unterschiedlicher Typen an der Ost- und Westküste ab. Eine Kurzstreckenrakete überquerte dabei die De-Facto-Seegrenze zwischen Nord- und Südkorea. Nach Angaben des Militärs kam das Geschoss den südkoreanischen Hoheitsgewässern "so nahe wie nie zuvor" eine Rakete seit Ende des Koreakriegs im Jahr 1953. Die Rakete landete demnach nur 57 Kilometer östlich des südkoreanischen Festlands. Auf der Insel Ulleung vor der Ostküste wurde zudem Luftalarm ausgelöst.
Südkorea reagiert mit eigenen Raketen
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol nannte den Vorfall in einer von seinem Büro verbreiteten Erklärung ein "faktisches Eindringen" Nordkoreas in südkoreanisches Gebiet. Kurz darauf erklärte das südkoreanische Militär, es habe drei Luft-Boden-Raketen in Richtung der Stelle nahe der Seegrenze abgefeuert, an der die nordkoreanische Rakete gelandet war. Nordkorea zündete wenig später dann noch sechs weitere Raketen. Sie seien von der nordkoreanischen Ost- beziehungsweise Westküste gestartet worden, teilte das Militär in Seoul mit.
Die Seegrenze, in deren Nähe eine der Raketen landete, war zum Ende des Koreakriegs im Jahr 1953 von einer US-geführten UN-Truppe gezogen worden. Sie wurde von Pjöngjang jedoch nie anerkannt. An ihr kam es im Laufe der Jahre wiederholt zu Vorfällen zwischen beiden koreanischen Staaten.
Die neuen nordkoreanischen Raketentests wurden in Südkorea als Reaktion auf die größte Luftwaffenübung der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte seit Jahren gesehen. Nordkorea hatte beiden Ländern "rücksichtslose" militärische Provokation vorgeworfen und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Die mehrtägigen Übungen in Südkorea seien lange vorbereitet gewesen und dienten der gemeinsamen Verteidigung, sagte ein Pentagon-Sprecher am Dienstag.
Japans Regierung ruft zur Wachsamkeit auf
Japan bestätigte den Abschuss nordkoreanischer Raketen und seine Küstenwache rief Schiffe zur Wachsamkeit auf. Regierungschef Fumio Kishida sagte vor Journalisten, er wolle so bald wie möglich eine "nationale Sicherheitssitzung" einberufen. Die Spannungen in der Region bauen sich seit Monaten immer mehr auf. Nordkorea hatte in diesem Jahr bereits mehr als 50 Raketen abgefeuert - die meisten davon ballistische Raketen mit unterschiedlichen Reichweiten. Unter den Raketen am Mittwoch waren laut Angaben Südkoreas mindestens drei ballistische Flugkörper von kurzer Reichweite.
UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen. Diese können je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf bestückt werden. Das autoritär geführte Land liegt wegen seines Atomwaffenprogramms schon seit Jahren mit der internationalen Gemeinschaft im Streit und ist harten Sanktionen unterworfen.
bri/fab (dpa, afp)