Südsudan versinkt tiefer im Bürgerkrieg
2. Juni 2015Allein in den vergangenen zwei Monaten seien mehr als 100.000 Männer, Frauen und Kinder vor der Gewalt in den Bundesstaaten Unity und Upper Nile geflohen, berichtet das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Rund 650.000 seien inzwischen ohne humanitäre Unterstützung, weil Hilfsorganisationen zum Rückzug gezwungen wurden.
Der mit großer Brutalität ausgetragene Konflikt zerstöre immer mehr die Lebensgrundlagen der Südsudanesen, warnt das UNHCR. Seit Ausbruch der Kämpfe Ende 2013 wurden den UN zufolge zehntausende Menschen getötet. Mehr als zwei Millionen Menschen sind inzwischen auf der Flucht. Rund 550.000 von ihnen suchten im Ausland Schutz. Rund 3,8 Millionen der insgesamt mehr als elf Millionen Südsudanesen litten unter Hunger. Nach Angaben der Hilfsorganisation Care hungern sogar 4,6 Millionen Menschen in dem ölreichen Land im Osten Afrikas.
Seit der Loslösung vom Sudan im Jahr 2011 leidet der Südsudan unter der Gewalt bewaffneter Gruppen. Ende 2013 mündete der Machtkampf zwischen Truppen des Präsidenten Salva Kiir und Rebellen um den Ex-Vizepräsidenten Riek Machar in einen Bürgerkrieg. Verschärft wird der Konflikt dadurch, dass die beiden Politiker rivalisierenden Volksgruppen angehören. Am Montag haben die Nachbarstaaten des Bürgerkriegslandes einen neuen Vermittlungsversuch gestartet. Bislang sind jegliche Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien gescheitert.
UN-Hilfskoordinator ausgewiesen
Zu Wochenbeginn hatte der jüngste Staat der Welt UN-Nothilfekoordinator Toby Lanzer ausgewiesen. Die Vereinten Nationen reagierten empört. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Ausweisung und forderte von der südsudanesischen Regierung volle Zusammenarbeit.
Gründe für die Ausweisung des Briten gaben die Vereinten Nationen nicht an. Lanzer, der auch der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für den Südsudan ist, hatte wiederholt die Kriegsparteien kritisiert, die sich nach seinen Worten nicht um das Leid der Menschen im Land scherten. Die UN teilten die Ausweisung mit, "nachdem nun klargeworden ist, dass die Regierung ihre Entscheidung nicht zurücknimmt." Lanzers Dienstzeit wäre Ende dieses Monats allerdings ohnehin abgelaufen.
Menschenrechtler fordern Hilfe
"Lanzer musste gehen, weil er sich trotz unverhohlener Drohungen der Behörden nicht einschüchtern ließ", sagte hingegen der Afrika-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GvbV), Ulrich Delius. Delius forderte die internationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf. Der Druck auf die Bürgerkriegsparteien müsse erhöht werden, um den Konflikt einzudämmen, sagte Delius der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Die GvbV spricht im Südsudan von schweren Menschenrechtsverletzungen wie Morden, Vergewaltigungen, willkürlichen Verhaftungen und Plünderungen. Auch Human Rights Watch (HRW) dokumentierte dutzende Fälle, in denen sowohl Militäreinheiten als auch die nationalen Sicherheitskräfte in den vergangenen Monaten Menschen willkürlich verhaftet, gefoltert und geschlagen haben sollen.
sp/se (dpa, epd, kna)