Tödliche Schüsse auf Demonstranten in Myanmar
28. Februar 2021Bei den Protesten gegen die Militärjunta in Myanmar hat das Regime auch am Sonntag wieder Menschen getötet und viele verletzt. Am zweiten Tag der gewalttätigen Zusammenstöße in Folge zählten die Vereinten Nationen bislang 18 Tote und Hunderte Verletzte. Die Polizei hat neben Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen auch scharfe Munition eingesetzt. "Myanmar gleicht einem Schlachtfeld", twitterte der Erzbischof von Rangun, Kardinal Charles Bo.
Als Symbol für die Entschlossenheit Hunderttausender Menschen, der Gewalt der Militärjunta zu trotzen, teilte Bo auf Twitter das Foto der katholischen Nonne Nu Thawng, die in Myitkyina auf Knien eine schwer bewaffnete Polizeieinheit anfleht, nicht zu schießen. Myitkyina ist die Hauptstadt des überwiegend von Christen bewohnten Bundesstaates Kachin.
Proteste ziehen sich durchs ganze Land
In der Innenstadt von Rangun begannen Polizisten schon wenige Minuten vor dem geplanten Beginn der Proteste, die Menschen gewaltsam auseinanderzutreiben. "Als wir eintrafen, begann die Polizei ohne Vorwarnung zu schießen", berichtete die 29-jährige Grundschullehrerin Amy Kyaw. Einige ihrer Kollegen seien verletzt worden, andere hätten sich in Häusern in der Nachbarschaft in Sicherheit gebracht.
In Pyay im Zentrum des Landes wurde ein Reporter nach Angaben seines Arbeitgebers von einem Gummigeschoss getroffen, während er über die Proteste dort berichtete. In der zweitgrößten Stadt des Landes, in Mandalay, zeigten Videos, wie Polizisten Wasserwerfer gegen Demonstranten einsetzen.
Scharfe Kritik der USA und EU
Die US-Regierung kritisierte den tödlichen Gewalteinsatz von Sicherheitskräften gegen Demonstranten in Myanmar in deutlichen Worten. US-Außenminister Antony Blinken teilte auf Twitter mit, man verurteile die "verabscheuungswürdige Gewalt" und stehe fest an der Seite des Volkes in Myanmar. Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, teilte mit, die USA seien "alarmiert" über die Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Sie stelle eine Eskalation im Vorgehen gegen pro-demokratische Proteste gegen den Militärputsch in dem südostasiatischen Land dar.
Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, sprach von einer "brutalen Repression friedlicher Proteste". Er rief die Militärjunta dazu auf, die Gewaltanwendung gegen Zivilisten sofort einzustellen. Die EU werde bald mit Maßnahmen auf die jüngsten Entwicklungen in Myanmar reagieren, kündigte Borrell an.
Der Hilferuf des Diplomaten
Am 1. Februar hatte in dem südostasiatischen Land das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt und die Friedensnobelpreisträgerin festgenommen. Seitdem sind hunderttausende Menschen gegen die Armee auf die Straßen gegangen. Dabei ließen sie sich bislang auch von zunehmender Gewalt und Einschüchterungen nicht abschrecken. Mindestens acht Menschen wurden im Zuge der Massenproteste bislang getötet.
Unterdessen entließ Myanmars Junta den UN-Botschafter des Landes. Der Diplomat Kyaw Moe Tun hatte während der jüngsten Vollversammlung der Vereinten Nationen um Unterstützung im Kampf gegen die Putschisten ersucht und erklärt, er trete im Namen der gestürzten Regierung auf.
haz/rb/gri