Türkische Soldatinnen dürfen Kopftuch tragen
22. Februar 2017
Das Kopftuchverbot ist auch für Frauen in den türkischen Streitkräften gefallen. Weibliche Offiziere und Unteroffiziere sowie Schülerinnen an Militärakademien dürfen künftig diese Kopfbedeckung in den Farben der Uniform tragen, wie Verteidigungsminister Fikri Isik bekanntgeben ließ. Gemusterte Stoffe seien nicht erlaubt, zitiert die Nachrichtenagentur Anadolu den Erlass des Ministeriums. Regierungschef Binali Yildirim sprach von einer "sehr positiven" Entscheidung.
Angesichts des Selbstverständnisses der türkischen Armee als Verteidiger des säkularen Charakters der Republik wird dem Beschluss große symbolische Bedeutung beigemessen. Nach dem Putschversuch vom vergangenen Sommer haben die Streitkräfte, die früher in Krisenzeiten als Garant der staatlichen Ordnung galten, massiv an Ansehen und Unterstützung verloren.
Säkulare gegen islamische Kräfte
Die islamisch-konservative Regierung von Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte in den vergangenen Jahren bereits das Kopftuchverbot an Universitäten und Schulen sowie im Parlament und in der Justiz aufgehoben. Seit Erdogans AKP 2002 an die Macht kam, wurde das Verbot nach und nach in den staatlichen Einrichtungen gelockert, seit 2016 auch für Polizistinnen und zivile Angehörige der Streitkräfte.
Mythos Atatürk
Die Zulassung des symbolträchtigen Kleidungsstücks in staatlichen Einrichtungen sorgte für heftige Proteste der Kemalisten, die den säkularen Charakter des von Mustafa Kemal Atatürk gegründeten Staates in Gefahr sahen.
Allerdings war auch das Verbot des Kopftuchs in staatlichen Institutionen über Jahrzehnte Gegenstand einer heftigen Kontroverse, da Kritiker darin eine gezielte Diskriminierung und Ausgrenzung weiter Teile der weiblichen Bevölkerung sahen, die aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen.
Etwa 70 bis 80 Prozent der Mädchen und Frauen in der Türkei tragen heute die eine oder andere Form des Kopftuchs.
SC/ww (afp, dpa)