Türkei: Kumpel in Kohlegrube gefangen
28. Oktober 2014Knapp ein halbes Jahr nach dem Grubenunglück von Soma sind beim Einsturz eines Bergwerkschachts in der Südwesttürkei zahlreiche Kumpel eingeschlossen worden. Mehrere der insgesamt rund 40 Männer unter Tage seien bei dem Unglück in der Stadt Ermenek gerettet worden, sagte der Gouverneur der Provinz Karaman, Murat Koca. Mindestens 18 Arbeiter sind nach übereinstimmenden Angaben von Behörden und Zechenleitung aber noch in dem Kohlebergwerk. Wasser sei eingedrungen und habe Teile des Schachtes in rund 300 Meter Tiefe überflutet.
Kein Kontakt zu den Eingeschlossenen
Der Sender CNN Türk berichtete am Abend, zu den Eingeschlossenen gebe es keinen Kontakt. Mehr als 200 Rettungskräfte seien im Einsatz und bemühten sich, das Wasser abzupumpen. Energieminister Taner Yildiz und Verkehrsminister Lütfü Elvan - der aus der Region stammt - seien auf dem Weg zur Unfallstelle. Die Unglücksursache war zunächst unbekannt.
In der Türkei kommt es immer wieder zu Unfällen im Bergbau. In der westtürkischen Stadt Soma waren im Mai beim schwersten Grubenunglück in der Geschichte des Landes 301 Kumpel ums Leben gekommen. Damals war ein Feuer im Schacht ausgebrochen. Der damalige Regierungschef und heutige Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Angehörigen der Opfer mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit zusätzlich erzürnt, es kam zu wütenden Protesten gegen ihn, die Regierung und die Zechenbetreiber.
Dritthöchste Todesrate in Türkei
Ermittlungen ergaben, dass grundlegende Sicherheitsvorkehrungen missachtet worden waren. Acht Manager sind wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Zwar wurde Ende Mai ein Gesetz verabschiedet, das zu mehr Sicherheit führen soll und die Arbeitszeit der Kumpel verkürzt. Nach einer Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt die Türkei, was Todesfälle am Arbeitsplatz betrifft, weltweit aber nach wie vor auf Rang drei.
sti/kle (afp, dpa, rtr)