Türkisches Gasforschungsschiff wieder auf See
12. Oktober 2020Die Türkei entsendet die "Oruc Reis" wieder ins östliche Mittelmeer. Das Gas-Erkundungsschiff werde sich von diesem Montag an für zehn Tage dort aufhalten, kündigte die türkische Marine an. Die "Oruc Reis" soll unter anderem südlich der griechischen Insel Kastelorizo unterwegs sein und von zwei anderen Schiffen begleitet werden. Griechenlands Außenministerium kritisierte die Entscheidung mit dem Hinweis, dies sei "eine direkte Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Region".
Griechenland beansprucht die Gewässer rund um Kastelorizo für sich. Dies weist die Türkei zurück. Dass die "Oruc Reis" nun erneut ausläuft, könnte die Spannungen zwischen Ankara und Athen verschärfen.
Rotes Telefon
Zuvor waren noch Anzeichen für eine Deeskalation erkennbar. So hatte sich der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan zu Gesprächen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis bereiterklärt. Unter Vermittlung der NATO vereinbarten die Konfliktparteien einen Mechanismus, der eine militärische Eskalation verhindern soll. Dazu gehört auch eine spezielle Telefonverbindung zwischen beiden Ländern.
Die türkische Regierung hatte die "Oruc Reis" erstmals im August in das umstrittene Seegebiet entsandt. Dabei wurde sie von Kriegsschiffen begleitet. Das Schiff blieb damals etwa einen Monat lang in der Region. Zum Abzug im September sagte Erdogan seinerzeit, damit werde "der Diplomatie eine Chance" gegeben. Allerdings teilte die türkische Regierung auch mit, die "Oruc Reis" werde nur für Wartungsarbeiten in den Hafen beordert und anschließend in das Gebiet zurückkehren.
Konflikt zwischen NATO-Partnern
Sowohl die EU-Mitglieder Griechenland und Zypern als auch die Türkei erheben Anspruch auf die reichen Gasvorkommen, die im östlichen Mittelmeer unter dem Meeresboden entdeckt wurden. Ankara und Athen haben ihre Position auch durch die Entsendung von Kriegsschiffen verdeutlicht. Dies verstärkte Sorgen in der Europäischen Union, dass der Streit zu einem militärischen Konflikt zwischen den NATO-Partnern führen könnte.
jj/fab (afp, rtr)