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Tabletten gegen Depressionen

24. Oktober 2023

Antidepressiva werden immer häufiger verschrieben, dabei ist die Wirksamkeit umstritten. Bei leichten oder mittelschweren Depressionen helfen Placebos genauso gut. Dennoch haben sich die Verschreibungen seit den 1990er Jahren in Deutschland verachtfacht.

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Bereits 2008 zeigte eine groß angelegte Studie, dass es bei mittelschweren und leichten Depressionen keinen Unterschied macht, ob man ein Scheinmedikament nimmt, Placebo genannt, oder das echte Medikament. Dennoch verordnen Ärztinnen und Ärzte jedes Jahr Antidepressiva in einer Menge, die ausreicht, 80 Millionen Menschen in Deutschland für mehr als einen halben Monat zu versorgen. Welchen Preis zahlen die Patienten und Patientinnen? Wieso können Medikamente, die so umstritten sind, so erfolgreich sein? "Die Tabletten sind für mich seit vielen Jahren treue Begleiter bei der Bewältigung meiner Depressionen." Christine (52) hat ihren Job als Behördenleiterin durch die Depression verloren, war sieben Mal in psychiatrischen Kliniken und sagt heute: "Es ist mir egal, was Studien sagen, ich spüre, dass meine Medikamente wirken." Die meisten Antidepressiva verändern den Spiegel von bestimmten Botenstoffen im Gehirn, vor allem von Serotonin. Lange dachte man, dass ein zu niedriger Serotoninspiegel, die Depression auslöst - mittlerweile ist diese These widerlegt. Was bei einer Depression im Gehirn passiert, haben Wissenschaftler und Ärzte bis heute nicht wirklich verstanden - dem Verkaufserfolg der Antidepressiva tut das keinen Abbruch. Mary (42) verflucht den Tag, an dem sie angefangen hat, Antidepressiva zu nehmen: "Sie haben mein Leben nicht verbessert, sondern erheblich verschlechtert." Seit vier Jahren dosiert Mary die Tabletten in kleinen Schritten runter, aber ihr Körper rebelliert dagegen. "Diese Absetzprobleme werden bislang total unterschätzt", sagt Professor Tom Bschor, einer der führenden Antidepressiva-Experten in Deutschland.

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