Braunkohle-Gegner halten Polizei in Atem
23. Juni 2019Nach dem Sturm mehrerer hundert Klimaschützer in den Braunkohle-Tagebau Garzweiler ist die Polizei am Sonntagmorgen weiterhin mit der Räumung des Geländes beschäftigt. Gegen 08.00 Uhr sprachen die Behörden von noch 250 Demonstranten, die unter Kontrolle der Einsatzkräfte seien und abtransportiert würden. Im Onlinedienst Twitter teilte die Polizei mit, die Aktivisten im Tagebau würden mit Lebensmitteln und Getränken versorgt.
Viele Beteiligte gehören zum Bündnis "Ende Gelände", das mit Aktionen des zivilen Ungehorsams für einen sofortigen Kohleausstieg in Deutschland und für Klimagerechtigkeit weltweit eintritt.
Hunderte Demonstranten hatten am Samstag laut Polizei teils mit Gewalt Sperren durchbrochen, dabei wurden acht Polizisten verletzt. Die Beamten setzten ihrerseits Pfefferspray ein. Über verletzte Aktivisten machte die Polizei bis zum späten Abend keine Angaben, ebenso wenig wie über die Zahl in Gewahrsam genommener Menschen. Allerdings berichtete sie über eine versuchte "Gefangenenbefreiung" im Tagebau Jackerath.
Am Nachmittag blockierten Ende-Gelände-Aktivisten nach Angaben der Polizei die Hambach-Bahn. Auf der Strecke wird Kohle abtransportiert. Eine weitere Bahnstrecke (Nord-Süd) wurde bereits seit Freitagabend besetzt. Mehr als 6000 Aktivisten waren nach Angaben einer Sprecherin des Bündnisses am Samstag im Kohlerevier.
Brandanschlag auf Pumpstation?
Wie RWE mitteilte, hatte das Unternehmen zunächst vier von sechs Produktionseinheiten inklusive Baggern aus Sicherheitsgründen gestoppt. Am Rand des Tagebaugebiets Garzweiler setzten Unbekannte den Schaltschrank einer Pumpstation des Betreibers RWE in Brand. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Feuer im Zusammenhang mit der Klimademonstration gelegt worden sei, hieß es. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Am Samstagvormittag hatten sich auch Familien und ältere Menschen einem Protestmarsch der Klimaschutzbewegung "Fridays For Future" angeschlossen. Die Organisatoren sprachen von 8000 Teilnehmern bei den störungsfreien Aktionen. Die Demonstranten forderten einen schnellen Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung. Die von der Regierung eingesetzte Kohlekommission einigte sich auf das Jahr 2038.
ie/ust/se (dpa, afp, Twitter)