Taiwan erlebt erste homosexuelle Hochzeiten
24. Mai 2019Mit den ersten homosexuellen Eheschließungen in ganz Asien hat Taiwan Geschichte geschrieben. Mehrere Dutzend schwule und lesbische Paare erschienen in einem Verwaltungsbüro in Taiwans Hauptstadt Taipeh, um ihre Beziehung als Ehe registrieren zu lassen. Anschließend umarmten und küssten sie sich vor den wartenden Journalisten und schwenkten stolz ihre Heiratsurkunden und neuen Ausweise, die sie künftig als verheiratet ausweisen.
"Es hat lange gedauert"
Unter den Paaren waren die Sozialarbeiterin Huang Mei Yu und ihre Partnerin You Ya Ting. Beide hatten sich 2012 von einem fortschrittlichen buddhistischen Priester segnen lassen, wollten aber nicht auf eine Ehe mit den gleichen Rechten wie Heterosexuelle verzichten. "Es hat lange gedauert, aber ich bin glücklich, dass wir das noch erleben dürfen", sagte Huang, während sie strahlend ihren Brautstrauß hielt. "Jetzt, wo gleichgeschlechtliche Ehe rechtlich anerkannt wird, werden meine Eltern vielleicht endlich aufhören zu versuchen, mich zur Hochzeit mit einem Mann zu überreden."
Als allererstes Paar heirateten Shane Lin und sein Partner Marc Yuan, die sich beim Studium kennengelernt hatten. "Es war nicht immer leicht, und ich bin froh, dass ich die Unterstützung meiner besseren Hälfte, meiner Familie und Freunde hatte", sagte Lin anschließend unter Tränen. "Ich bin wirklich stolz, dass mein Land so fortschrittlich ist."
Erst eine Woche zuvor hatte das Parlament ein Gesetz zur Einführung der Homo-Ehe verabschiedet. Grundlage war ein Urteil des Verfassungsgerichts vom Mai 2017. Damals hatten die Richter entschieden, dass ein Verbot der Homo-Ehe gegen die Verfassung verstößt. Die Richter setzten der Regierung eine Frist bis zum 24. Mai dieses Jahres, um entsprechende Gesetzesänderungen vorzunehmen. In dem nun verabschiedeten Gesetz heißt es, "zwei Personen des gleichen Geschlechts" könnten "eine dauerhafte Verbindung intimer und exklusiver Natur zum Zweck der Gestaltung eines gemeinsamen Lebens" eingehen. Dem Beschluss war eine jahrelange, kontrovers geführte Debatte in der Gesellschaft vorausgegangen. Wortführer der Nein-Kampagne waren die Kirchen und konservative Buddhisten.
sti/as (afp, dpa, kna)