Taliban stürmen Gefängnis in Pakistan
30. Juli 2013Knapp ein Dutzend schwer bewaffneter Aufständischer haben am Montag ein Gefängnis in Dera Ismail Khan im Nordwesten Pakistans angegriffen. Nach Angaben der Polizei setzten die Angreifer Handgranaten ein, um den äußeren Schutzring um das Gefängnis zu durchbrechen. Dabei lieferten sie sich schwere Schusswechsel mit den Sicherheitskräften.
Ein Sprecher der radikal-islamischen Taliban sagte, es seien etwa 300 Gefangene befreit worden. An der Aktion seien 100 Kämpfer und sieben Selbstmordattentäter beteiligt gewesen. Ziel der Aktion sei es, einige Taliban-Führer aus dem Gefängnis zu befreien.
Nach Behördenangaben sind fast 250 Häftlinge entflohen. Insgesamt hätten die Taliban am Montagabend 243 Gefangene befreit, unter ihnen auch rund 30 islamistische Aufständische, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter, Mushtaq Jadoon, dem Nachrichtensender Ary News. Mindestens zwölf Menschen seien getötet worden, darunter vier Polizisten. Sechs Flüchtige hätten bislang von der Polizei wieder gefasst werden können.
Von den etwa 5000 Insassen der Anstalt gehören nach offiziellen Angaben etwa 250 terroristischen Organisationen an. Erst im Vorjahr hatten etwa 100 Taliban-Kämpfer ein Gefängnis im Bezirk Bannu (Foto) gestürmt, um einen ihrer dort einsitzenden Anführer zu befreien.
Der Überfall ereignete sich am Vortag der Wahl des neuen Präsidenten der südasiatischen Atommacht. Die Muslim-Liga (PML-N) von Premierminister Nawaz Sharif hat den Geschäftsmann Mamnoon Hussain (73) aus Karachi aufgestellt, dessen Wahl als sicher gilt. Die größte Oppositionspartei - die Volkspartei PPP des amtierenden Präsidenten Asif Ali Zardari - hat einen Wahlboykott angekündigt und ihren Kandidaten zurückgezogen. Als Grund gab die PPP an, dass die Abstimmung eine Woche vorgezogen wurde und daher nicht ausreichend Zeit zur Vorbereitung blieb.
Zardaris Zeit als Staatsoberhaupt endet am 8. September. Der unpopuläre Witwer der Ende 2007 ermordeten Ex-Premierministerin Benazir Bhutto hatte bereits angekündigt, nicht erneut für das inzwischen weitgehend zeremonielle Amt zu kandidieren. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse hätte er keine Chance auf eine Wiederwahl gehabt. Der Präsident wird erstmals nicht mehr vom Volk, sondern vom Ober- und Unterhaus sowie den vier Regionalversammlungen gewählt.
pg/gmf (dpa, rtr, afp)