Taliban verbieten Frauen Zugang zu Parks
10. November 2022Die von den islamistischen Taliban gelieferte Begründung zum jüngsten Verbot für Frauen in Kabul klingt fadenscheinig. Bestehende Regeln des nach Geschlecht getrennten Zugangs zu Grünanlagen und Vergnügungsparks seien "an vielen Orten" gebrochen worden, sagte Mohammed Akif Sadek Mohadschir, Sprecher des sogenannten Ministeriums für den Schutz vor Laster und die Förderung der Tugend. "Es gab Vermengung, Schleier wurden nicht beachtet, deswegen wurde diese Entscheidung fürs Erste getroffen", meinte er weiter.
Bislang hatten die in Afghanistan herrschenden Taliban den Zugang zu den Parks an die Bedingung geknüpft, dass Frauen und Männer diese nur getrennt betreten. Für Frauen gab es laut Mohadschir spezielle Besuchstage.
Parkbetreiber und andere Betroffene reagierten mit Bestürzung. "Es gibt keine Schulen, keine Arbeit", sagte eine Mutter. Es sollte zumindest einen Ort geben, wo man "Spaß haben kann". Eine andere Einwohnerin Kabuls mit ihrem kleinen Enkelkind wies darauf hin: "Diese Kinder haben noch nichts Gutes gesehen. Sie müssen spielen und unterhalten werden."
Der Betreiber eines großen Freizeitparks am Rande der Hauptstadt befürchtet, bei der Durchsetzung der neuen Anordnung schließen zu müssen. "Ohne Frauen werden die Kinder nicht kommen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Kaum Rechte für Frauen
Mit dem jüngsten Erlass der Islamisten wird die Bewegungsfreiheit der Frauen im öffentlichen Raum in Afghanistan noch weiter beschnitten. Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurde ihnen das Reisen ohne männliche Begleitung verboten, auch bei der Ausübung des Berufs gibt es viele Einschränkungen. Außerhalb der eigenen Wohnung müssen Frauen ihren Körper einschließlich Gesicht weitgehend verhüllen. Mädchen dürfen nur die Grundschule besuchen, von höheren Schulen sind sie ausgeschlossen.
se/sti (afp, rtr, dpa)