Tango wird Weltkulturerbe
2. Oktober 2009Das UNESCO Weltkulturerbe ist eine feste Institution. Sofort schießen Bilder vom Kölner Dom in den Kopf. Die UNESCO möchte das Erbe der Menschheit schützen und bewahren. 2003 war man der Meinung, dass der Mensch Kultur nicht nur in Form von großen und schönen Gebäuden ausdrückt. Wir bauen nicht nur Kultur, wir machen Kultur. Wir sind Kultur. Deswegen gibt es seitdem das "immaterielle Weltkulturerbe". Es schützt all die Formen von Kultur, die man nicht anfassen kann. Dazu zählen Brauchtum, Sprachen, Musik oder Handwerk.
Die UNESCO unterhält eine so genannte "Liste der Meisterwerke". Darauf finden sich neunzig Beispiele, welche "die Vielfalt der Facetten menschlicher Kulturen" zeigen. Alles, was auf dieser Liste erwähnt wird, ist offiziell immaterielles Weltkulturerbe – und somit besonders schützenswert. Der Tenorgesang der sardischen Schäferkultur in Italien ist hier erwähnt, aber auch der Maskentanz der Trommeln von Drametse in Bhutan. Das Ziel ist klar: kulturelle Vielfalt muss erhalten bleiben.
Die vier neuen auf der Liste
Jetzt hat die UNESCO die Liste um vier kulturelle Ausdrucksformen erweitert. Drei davon sind das Drachenboot-Festival in China, die Heilig-Blut-Prozession im belgischen Brügge und die tibetische Oper.
Bekanntester Neuzugang ist jetzt der Tango. Ende des 19. Jahrhunderts entstand der "vertikale Ausdruck eines horizontalen Wunsches" in Südamerika. Bis heute ist sein Rhythmus fester Bestandteil der Kultur. Der Norden ist auch auf den Geschmack gekommen: Finnland ist begeisterte Tango-Nation. Die Einwohner tanzen ihn gerne in Moll-Tonarten, während die Südamerikaner Dur bevorzugen.
Deutschland zögert
104 Nationen haben das Abkommen zum immateriellen Weltkulturerbe unterschrieben. Deutschland übrigens nicht. Das Problem ist komplex: bisher fühlte sich niemand so richtig zuständig. Dazu der Pressesprecher der Deutschen UNESCO Kommission Dieter Offenhäußer: "Wer soll überhaupt die schützenswerten Feste, Kulturen oder Handwerke bestimmen? Was ist überhaupt repräsentativ in diesem Land?" Zwar könnte sich die Deutsche Kommission der UNESCO vorstellen, als denkbare immaterielle Kulturgüter beispielsweise die norddeutschen Grünkohl-Fahrten oder das Schützenwesen vorzuschlagen. Doch die Verantwortung und Entscheidung wird vorerst durch die Gegend geschoben. Bis dahin müssen bunt kostümierte Schützenvereine, das Münchner Oktoberfest oder der Kölner Karneval ohne UNESCO-Schutz auskommen.
Autor: Tim Wessling
Redaktion: Conny Paul