Massenexodus aus Thailand
17. Juni 2014Aus Angst vor Repressalien durch die Militärmachthaber sind gut drei Wochen nach dem Putsch in Thailand schon fast 180.000 Arbeiternach Kambodscha zurückgekehrt. In einer Woche seien allein über den Grenzübergang nach Poipet 157.000 Menschen gekommen (Artikelbild), sagte der Gouverneur der Provinz Banteay Meanchey, Kor Sam Saroeut.
Militärregierung weist alle Vorwürfe zurück
Der Massenexodus setzte ein, nachdem die Militärführung in Bangkok illegal beschäftigten Einwanderern mit Verhaftung und Abschiebung gedroht hatte. Eine kambodschanische Menschenrechtsorganisation hatte Thailands Sicherheitskräften außerdem vorgeworfen, im Zuge der Ausweisungen mehrere Arbeitsmigranten getötet zu haben. Die Militärjunta wies jedoch alle Vorwürfe zurück, denen zufolge die Armee für die Massenflucht und Deportation kambodschanischer Arbeitsmigranten verantwortlich ist. Eine Sprecherin erklärte, es gebe keine Politik des harten Durchgreifens. Die Arbeiter würden freiwillig in ihre Heimat zurückkehren.
Folgen für die Wirtschaft
Die massive Rückkehr der billigen Arbeitskräfte, die in allen größeren Wirtschaftszweigen Thailands und insbesondere in der Fischindustrie, in privaten Haushalten und auf dem Bau beschäftigt sind, könnte für die thailändische Wirtschaft jedoch zu einem großen Problem werden. Der kambodschanische Botschafter kam nun zu Gesprächen ins Außenministerium in Bangkok. Man wolle grundsätzlich zusammenarbeiten und den "Gerüchten", die zu dem Massenexodus geführt hätten, entgegenwirken, hieß es nach dem Treffen. Man wolle auch eine hotline einrichten, an die sich Hilfesuchende Kambodschaner wenden könnten.
Nach offiziellen Schätzungen arbeiten mindestens 200.000 Kambodschaner in Thailand, davon nur etwa die Hälfte mit legalen Papieren. Menschenrechtler gehen von weit höheren Zahlen aus.
In Thailand hatte die Armeeführung nach monatelangen politischen Unruhen mit fast 30 Toten am 22. Mai die Macht übernommen. Nach ihrem Putsch setzten die Streitkräfte die Verfassung außer Kraft, zensierten die Medien und erließen zwischenzeitlich eine nächtliche Ausgangssperre. Kritiker des Staatsstreiches werden nach wie vor bedroht, vorgeladen und verhaftet. Parlamentswahlen sollen erst in einem Jahr stattfinden.
as/uh (afp, afpe, ape, epd)