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Tausende Opfer von Menschenhandel in der EU

19. Mai 2016

Kriminelle nutzen die Flüchtlingskrise aus, um Menschen in ihre Gewalt zu bringen und in die Zwangsprostitution zu verkaufen. Der EU-Bericht zum Menschenhandel enthält weitere erschreckende Befunde.

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Eine frühere Zwangsprostituierte in einem Frauenhaus in Großbritannien (Foto: Picture Alliance)
Eine frühere Zwangsprostituierte in einem Frauenhaus in GroßbritannienBild: picture alliance/empics/D. Lipinski

Sexuelle Ausbeutung, Organentnahmen, Zwangsbetteln: Kinder und Jugendliche in der Europäischen Union landen immer häufiger in den Fängen von Menschenhändlern. Darauf verweist ein Bericht, den die EU-Kommission in Brüssel vorgestellt hat. Demnach nutzen kriminelle Händler zudem immer mehr die Flüchtlingskrise in Europa aus, um Menschen in ihre Gewalt zu bringen und etwa zum Zweck der sexuellen Ausbeutung zu verkaufen. Entlang der Migrationsrouten müssten Frauen und Kinder besonders geschützt werden, hieß es.

Mehr als 2300 Minderjährige wurden 2013 und 2014 in der EU als Opfer von Menschenschmugglern registriert. Insgesamt seien in dem Zeitraum rund 15.800 Frauen, Männer, Mädchen und Jungen erfasst worden, die entweder gegen ihren Willen oder unter falschen Versprechungen in die Hände von Menschenhändlern gerieten, teilte die EU-Kommission mit.

Flüchtlinge kommen im Februar über die Balkanroute in der österreichischen Grenzsstadt Spielfeld an (Foto: Reuters)
Flüchtlinge kommen im Februar über die Balkanroute in der österreichischen Grenzsstadt Spielfeld anBild: Reuters/L. Foeger

Die Brüsseler Behörde geht zudem davon aus, dass es eine große Dunkelziffer gibt und die tatsächlichen Opferzahlen deutlich höher liegen. Dies sei wohl nur die Spitze des Eisbergs, sagte die EU-Koordinatorin für die Bekämpfung des Menschenhandels, Myria Vassiliadou.

Hauptfaktor sexuelle Ausbeutung

Den größten Anteil machte Menschenhandel mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung aus. 67 Prozent der Opfer seien davon betroffen gewesen, heißt es in dem Bericht. Sie müssten zumeist in der Sexindustrie arbeiten. Dabei änderten sich die Muster "hin zu weniger sichtbaren Formen von Prostitution".

Bordellstrasse in Braunschweig (Foto: dpa)
Bordellstrasse in BraunschweigBild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Der Bericht kritisierte Behörden der EU-Staaten. Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung sei bisher "nicht wirksam angegangen worden und hat nicht abgenommen". Weitere 21 Prozent wurden dem Bericht zufolge für andere Arbeit als die Sexarbeit missbraucht. Rund drei Viertel aller registrierten Opfer waren Frauen und mindestens 15 Prozent Kinder.

Menschen wurden dem Bericht zufolge zudem zur unerlaubten Organentnahme gehandelt. Andere sollten in den Zielländern zum Betteln gezwungen werden. "Es ist sowohl moralisch als auch rechtlich inakzeptabel, dass in der EU des 21. Jahrhunderts Menschen wie Waren gekauft, verkauft und ausgebeutet werden", sagte der zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos. Die EU-Staaten müssten nun ihre Anstrengungen dagegen verstärken.

Bei der Mehrheit der erfassten Opfer handelte es sich um EU-Bürger. Sie kamen demnach vor allem aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien. Außerhalb der EU lagen Nigeria, China und Albanien bei den Herkunftsländern weit vorn.

Die EU hatte 2011 den derzeit geltenden Rechtsrahmen im Kampf gegen Menschenhandel gesetzt. Dabei sollten neben der Verfolgung von Menschenhändlern vor allem Schutz und Unterstützung für die Opfer gewährleistet werden. Weitere Schritte will die EU-Kommission Ende des Jahres prüfen.

stu/uh (dpa, epd, kna)