Tausende tanzen beim "Zug der Liebe"
30. Juli 2016Wie es so ist mit der Liebe: Manchmal fängt es klein an - und wird doch eine große Sache. An der Karl-Marx-Allee im Ostteil Berlins machten sich rund 1100 Teilnehmer auf den Weg. Da war die Zielmarke des Vorjahres noch in weiter Ferne: 2015 waren nach Polizeiangaben rund 50.000 Menschen beim "Zug der Liebe" mitmarschiert.
Doch nach und nach kamen immer mehr Liebende dazu: Wer sein Herz an die Angel hängt, wird Herzen gewinnen. Vielleicht halfen auch die wummernden Bässe dabei - Liebe geht bekanntlich durch den Magen. So zählte die Polizei am späten Nachmittag schon 10.000 Technofans, die zur elektronischen Musik tanzten.
Liebe inspiriert die Phantasie: Die Verkleidung vieler Teilnehmer bewies die stimulierende Kraft positiver Emotionen. Viele hielten Schilder mit aufgemalten Herzen und der Aufschrift "Liebe für alle" hoch. Das war durchaus auch politisch gemeint: Der Zug soll ein Zeichen gegen Rechtspopulismus setzen und für ein tolerantes Miteinander ohne Rassismus und Rechtsextremismus werben.
Liebe ist einzigartig. Das sehen auch die Veranstalter so - und wehren sich, wenn der "Zug der Liebe" mit der Loveparade verglichen wird. Diese war in den 90er Jahren in Berlin entstanden, ehe sie ins Ruhrgebiet abwanderte - wo 2010 eine tödliche Katastrophe das Aus für immer markierte. Beim "Zug der Liebe" handele es sich um eine politische Demonstration. Man wolle für Themen einstehen. Weder Parteien noch Religionen wolle man eine Plattform bieten. Daher sei der Zug auch nur durch private Spenden finanziert.
Mehr Toleranz: Diese Botschaft hatte der Zug mit einer gleichzeitig stattfindenden Demonstration "Für ein solidarisches Berlin" gemeinsam. Doch dort konnte das Motto nur rund 1000 Menschen "gegen rechte Hetze" auf die Straße locken. Für den "Zug der Liebe" hatten die Veranstalter dagegen 50.000 Teilnehmer angemeldet. Politischer Protest ist offenbar besonders wirksam, wenn er durchs Herz geht.
jj/sti (dpa, epd)