Trump - einsame Spitze
6. Mai 2016Bei den US-Republikanern werden Spaltungstendenzen sichtbar: Einer der mächtigsten Politiker Partei, Paul Ryan, will Donald Trump (Artikelbild) vorerst nicht unterstützen. Er sei der Meinung, dass Trump "zum jetzigen Zeitpunkt mehr tun muss, um die Partei zusammenzubringen", sagte der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses im US-Fernsehen.
Der umstrittene Milliardär müsse sich die Prinzipien der Partei zu eigen machen "und einen Wahlkampf führen, auf den die Republikaner stolz sein können und der tatsächlich die Mehrheit der Amerikaner anspricht", so Ryan weiter. Auf die Frage, ob er Trump unterstützen werde, sagte er: "So weit bin ich im Moment noch nicht." Er hoffe aber, dass sich das ändere.
Mehrere Politiker erklärten, sie wollten nicht zum Nominierungsparteitag im Juli in Cleveland reisen. Er wolle nicht an einer Krönungsmesse für Donald Trump teilnehmen, sagte Joshua Claybourn, ein Delegierter aus Indiana, dem Sender CNN. "Weder werde ich für ihn stimmen, noch ihn in sonst irgendeiner Weise unterstützen", sagte er und stellte sein Delegiertenmandat einem Nachrücker zur Verfügung. Senator Ben Sasse aus Nebraska will einen konservativen Gegenkandidaten aufbauen, der möglicherweise parteiunabhängig antreten könnte.
Vornehmes Schweigen
Die früheren Präsidenten George Bush und sein Sohn George W. Bush verpassten sich selbst einen Maulkorb und wollen sich nicht mehr zu Trump äußern. George Bush habe sich "aus der Politik zurückgezogen", sagte sein Sprecher Jim McGrath der Zeitung "Texas Tribune". Seine wenigen Auftritte zur Unterstützung seines Sohnes Jeb, der bereits im Februar aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner ausgestiegen war, seien die Ausnahmen gewesen, "die die Regel bestätigen". Der heute 91-jährige Bush senior, der von 1989 bis 1993 US-Präsident war, hatte die vorherigen fünf Präsidentschaftskandidaten der Republikaner noch mit großem Engagement unterstützt.
Für seinen Sohn George W. Bush, der von 2001 bis 2009 das höchste Staatsamt ausübte, gab der Berater Freddy Ford in derselben Zeitung zu Protokoll, dass der Ex-Präsident "nicht vorhat, an der Präsidentschaftskampagne teilzunehmen oder diese zu kommentieren".
Im Verlauf seiner Kampagne hatte Trump Jeb Bush heftig attackiert. Auch übte er harte Kritik am Ex-Präsidenten George W. Bush. Dessen Militärinvasion im Irak im Jahr 2003 sei "eine der schlimmsten Entscheidungen in der Geschichte unseres Landes" gewesen.
Trump ist die Präsidentschaftskandidatur faktisch sicher, nachdem seine letzten verbliebenen Konkurrenten in den Vorwahlen in dieser Woche ausgestiegen waren. Der Quereinsteiger aus der Geschäftswelt hat angekündigt, dass er die Partei hinter sich vereinen wolle, nachdem in den vergangenen Monaten die Auseinandersetzung um die Kandidatur mit großer Verbissenheit und mit viel Polemik geführt worden war.
stu/cw (afp, dpa)