Trauer, aber keine Panik in London
23. Mai 2013Die Sicherheitsbehörden Großbritanniens tun ihre Arbeit schnell und gründlich und sie kommen offensichtlich voran: Nur wenige Stunden nach der brutalen Ermordung eines Soldaten nahe einer Kaserne im Londoner Viertel Wollwich wurden die beiden Täter identifiziert, nach einer Welle von Razzien wurde die Festnahme zweier weiterer Verdächtiger wegen Beihilfe zum Mord gemeldet.
Schon im Visier der Behörden
Nach Angaben von Ermittlern sind die beiden Attentäter britische Staatsbürger mit nigerianischen Wurzeln. Premierminister David Cameron musste einräumen, dass beide Männer dem Inlandsgeheimdienst bekannt gewesen seien. Aus Sicherheitskreisen verlautete aber, die Behörden hätten die Verdächtigen als ungefährliche Mitläufer eingestuft. Die Männer seien offenbar vom Christentum zu einer extremen Variante des Islam konvertiert, hieß es in Zeitungsmeldungen. Ein islamistischer Prediger berichtete, einer der beiden Gewalttäter sei ein ihm bekannter "Gotteskrieger".
Bei den im Laufe des Donnerstags festgenommenen Verdächtigen handelt es sich laut Polizei um einen Mann und eine Frau im Alter von je 29 Jahren. Ihnen wird Beteiligung an einem Mordkomplott vorgeworfen. Die Verhöre dauern an. Scotland Yard sprach von einer umfassenden Untersuchung, die noch andauere.
Regelrecht abgeschlachtet
Der Terrorüberfall auf den Soldaten löste weltweit Entsetzen aus. Nach Berichten von Augenzeugen hatten die Angreifer ihr Opfer am Mittwoch zunächst mit einem Auto angefahren, um sich dann mit Fleischerbeil und Messern auf den am Boden liegenden Mann zu stürzen. Dabei versuchten sie offenbar, den jungen Soldaten zu enthaupten. In einem kurz nach der Tat aufgezeichneten Amateurvideo begründete einer der Angreifer sein Handeln mit den Militäreinsätzen in muslimischen Ländern. Die Polizei hatte die Angreifer gestellt und niedergeschossen. Sie liegen streng bewacht im Krankenhaus und konnten noch nicht vernommen werden.
Ermordeter Soldat diente in Celle
Regierungschef Cameron rief die britische Bevölkerung auf, sich von der Tat nicht einschüchtern zu lassen. "Wir werden uns niemals dem Terror oder dem Terrorismus beugen - in welcher Form auch immer", sagte Cameron. Zugleich nahm er die Muslime im Land in Schutz: "Dies war nicht nur ein Angriff auf Großbritannien und unseren Lebensstil, sondern auch ein Verrat am Islam und der muslimischen Gemeinschaft, die so viel für unser Land tut."
Auch über das Opfer wurden immer neue Details bekannt. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, handelt es sich um den 25-jährigen Lee Rigby. Er habe ab 2009 als Maschinengewehrschütze in Afghanistan gegen die radikalislamischen Taliban gekämpft. Danach war Rigby bis 2011 in Deutschland in Celle stationiert.
SC/wl (rtr, afp, dpa)