Testphase für Videobeweis kommt
5. März 2016Das International Football Association Board (IFAB) hat den Weg zu einer historischen Veränderung der Fußball-Regeln frei gemacht. Etwa fünf Fußball-Ligen sollen spätestens von der übernächsten Saison an den Videobeweis als Hilfsmittel für Schiedsrichter testen. Das beschlossen die acht stimmberechtigten Mitglieder des IFAB, das über die Fußballregeln bestimmt, am Samstag in Cardiff.
Über die genaue Form der Tests wurde noch keine Entscheidung getroffen, hieß es nach der Sitzung, an der auch der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino teilnahm. "Heute haben wir wirklich eine historische Entscheidung für den Fußball getroffen", sagte der Schweizer. Der Generalsekretär des schottischen Fußball-Verbandes, Stewart Regan, betonte, dass es darum gehe, den Schiedsrichtern bei Entscheidungen zu helfen und nicht, den Trainern Einspruchschancen zu ermöglichen. Dies hatte unter anderen Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge angeregt.
Bundesliga ist dabei
Insgesamt zwölf nationale Ligen und eine Konföderation hatten sich als Tester beworben. "Eine Handvoll" soll laut IFAB schließlich die Tests vornehmen. Zu den Bewerbern gehört auch die Bundesliga. Offenbar könnte der Videobeweis bei der Copa America im Juni in den USA bereits als Versuch eingesetzt werden. "Das ist ein großer Test, und wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, das Fußballspiel zu schützen. Der Fluss des Spiels ist sehr wichtig", sagte Infantino.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) reagierte erfreut: "Auf DFL-Seite sind wir natürlich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Mit dem Ja zu den Tests für den Videobeweis wurde der mehrheitlich positiven Stimmungslage Rechnung getragen", teilte DFL-Direktor Ansgar Schwenken mit. "Die DFL wird sich nun gemeinsam mit dem DFB sehr aktiv in die auf zwei Jahre ausgerichtete Testphase einbringen. Wenn alle noch offenen Fragen mit der FIFA geklärt sind, wollen wir schon zur kommenden Saison 2016/17 mit der ersten Phase starten", sagte Schwenken. Wichtig sei, dass das Fußballspiel dennoch seinen eigentlichen Charakter behalte.
Neuregelung der Dreifachbestrafung
Auch die umstrittene Dreifachbestrafung wird modifiziert werden. Mit einem dahingehenden Beschluss reagierten die Regelhüter der IFAB auf die jahrelangen Diskussionen über diese Bestimmung. Die noch geltende FIFA-Regel besagt, dass ein Spieler, der eine offensichtliche Torchance durch ein Foul im Strafraum vereitelt, mit der Roten Karte, einem Elfmeter und einer Sperre bestraft wird.
Nunmehr soll schon ab Juni und damit auch bei der EM ein Spieler für ein Foul im Strafraum nicht mehr mit der Roten Karte bestraft werden, sofern sein Vergehen keine Tätlichkeit ist. Stattdessen sollen die Schiedsrichter dann auf Strafstoß und Gelbe Karte entscheiden. Die Regelung gilt zunächst für eine Testperiode von zwei Jahren. Die Dreifachbestrafung war von vielen prominenten Fußballern und Trainern, unter ihnen Bundestrainer Joachim Löw, massiv kritisiert worden.
ck/sn (dpa, sid)