Thaipusam: Hindu-Fest der Schmerzen
Für Zartbesaitete ist es schwer hinzuschauen. Für Gläubige ist es wahre Hingabe: Bei Thaipusam, einem hinduistischen Fest von Tamilen an diesem Wochenende, durchbohren sie Zunge, Wangen oder Rücken mit Metallspießen.
Göttliches Licht
Die Zeremonie beginnt in den frühen Morgenstunden. Im Mittelpunkt steht der Gott Murugan. Seine Mutter, die Göttin Parvati, überreichte ihm eine mächtige Lanze, mit der er Dämonen besiegen konnte. Daran erinnert das Fest. Murugan (auch genannt Subramaniam oder Skanda) wird verehrt als Vernichter des Bösen und Gott der Tugend, Jugendlichkeit und Kraft.
Goldene Prozession
Diese Frauen tragen Milchtöpfe zum Tempel, um Segen zu erbitten und Dank zu zeigen. Milch ist eine Opfergabe, die im Hinduismus Fülle und Fruchtbarkeit symbolisiert. Wie hier in Kuala Lumpur wird Thaipusam von Millionen Tamilisch sprechenden Hindus in Südostasien gefeiert. In Malaysia und Singapur gilt es als das größte hinduistische Fest außerhalb des indischen Subkontinents.
Schwere Last
Zum Fest gehören auch die mit Blumen und Pfauenfedern geschmückten Kavadis, wie hier in Singapur. Das sind meterhohe Stahl- oder Holzrahmen, die die Gläubigen während der gesamten Prozession auf den Schultern tragen. Sie dienen im Hinduismus der Selbstkasteiung, darum haben einige sogar Stacheln, die sich in den Körper bohren.
Farbenfrohe Verehrung
Schmerz hin oder her - die Zeremonien gelten in diesem Jahr als besonders lebhaft. Nach den Lockdowns der COVID-19-Pandemie sind viele Gläubige glücklich, ihre Rituale wieder versehen zu dürfen. Diese Frau in Singapur trägt zu Ehren des Gottes Muruga etliche Haken und Spieße im Gesicht.
Aua!
Eine Metallstange durch die Zunge - um das auszuhalten, braucht es wohl jemanden, der nachhilft. Glücklich sieht diese Frau in Malaysia jedenfalls nicht aus. Die Tortur gehört für viele Gläubige jedoch zum Ritual: Wenn ihre Gebete erhört werden, legen sie Gelübde ab - und diese erfüllen sie durch körperliche Qual. Eine heilige Verpflichtung.
Potentes Piercing
Für viele gläubige Hindus ist Thaipusam ein besonderer zeremonieller Höhepunkt. Sie bereiten sich wochenlang spirituell vor, mit täglichen Gebeten, Abstinenz vom Sex und einer strikt vegetarischen Diät.
Symbolische Speere
Es gibt viele Möglichkeiten, die Thaipusam-Zeremonie zu interpretieren. Die spitzen Folterwerkzeuge stehen für die magische Lanze von Murugan - das ist eine Version. Eine andere: Wer Spieße in Zunge und Wange trägt, kann die Prozession nicht mit überflüssigem Geschwätz stören. Religiöse Rituale sind vielschichtig - und dieses hat seinen Ursprung vor 2000 Jahren.
Maximale Spannung
Ohne festen Glauben und Hingabe lässt sich diese Buße vermutlich kaum aushalten. Ob dieser Gläubige in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur gar einen Wagen zieht oder was die Seile an den Haken in seinem Fleisch sonst anspannt, ist nicht überliefert.
Erlösende Trance
Der Bewusstseinszustand verändert sich durch die Schmerzen, wie bei diesem Mann in Singapur - das ist gut vorstellbar. Übrigens lassen sich nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Thaipusam-Umzuges auf die Tortur ein. Gerade Frauen tragen oft einfach den Milchtopf und andere "nur" einen schweren Kavadi.