Theodor Fontane - gestern und heute
Fontane war nicht nur Romancier, sondern auch Journalist und ein wichtiger Dokumentarist Preußens. Zu seinem 200. Geburtstag lässt Brandenburg den berühmten Vertreter des Realismus neu entdecken. Eine Spurensuche.
Theodor Fontane (1818-1898)
Der aus einer hugenottischen Zuwandererfamilie stammende Theodor Fontane erlernt zunächst den Beruf des Apothekers. Mit 30 gründet er eine Familie und wechselt den Beruf. Ab 1852 ist er als Journalist tätig, erst 1878 debütiert er als Romancier. Er gilt - neben Gottfried Keller und Theodor Storm - als wichtigster Begründer des realistischen Gesellschaftsromans im deutschsprachigen Raum.
Fontane als Schullektüre
Der Roman "Effi Briest" ist Fontanes bekanntestes Werk und gehört in deutschen Schulen zur Pflichtlektüre. Den Umgang der Gesellschaft mit Normverstößen macht Fontane wiederholt zu seinem Thema, so auch in diesem Roman, einem der ersten bedeutenden deutschen Gesellschaftsromane überhaupt. "Mich ekelt, was ich gethan", sagt Ehebrecherin Effi Briest, "aber was mich noch mehr ekelt ist eure Tugend."
Effi Briest als Filmfigur
1939 verfilmt Gustaf Gründgens mit Marianne Hoppe, 1974 Rainer Werner Fassbinder mit Hanna Schygulla in der Hauptrolle die "Effi Briest". 2009 wird unter der Regisseurin Hermine Huntgeburth Julia Jentsch zu der Romanheldin. Diesmal muss diese jedoch nicht nach ihrer Scheidung sterben, sondern baut sich eigenständig ein neues Leben auf. Ein neuer Akzent im 21. Jahrhundert.
fontane.200
Brandenburg huldigt seinem berühmten literarischen Sohn im Jahr seines 200. Geburtstags mit einer Vielzahl von Veranstaltungen zwischen dem 30. März und 30. Dezember. Das Denkmal mit Fontanes Konterfei - tatsächlich stand sein Sohn Friedrich dafür Modell - steht seit 1907 in Neuruppin. Kein anderer Autor hat die Identität Brandenburgs so geprägt und über dessen Grenzen hinaus vermittelt.
Mit Hut und Stock
Sehr bekannt sind Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" von 1862. In dem fünfbändigen Werk beschreibt er Schlösser, Orte und Landschaften der Mark Brandenburg, ihre Bewohner und Geschichte. Sechs Fontanewanderwege wurden zu DDR-Zeiten definiert und ausgeschildert. Neugierige können auf ihnen heute noch wandeln, sollten sich aber wappnen - manche sind über 20 Kilometer lang.
Fontane als umtriebiger Journalist
Neben Romanen verfasst Fontane Reise- und Kriegsberichte, Reportagen, Literaturrezensionen, Kunst- und Theaterkritiken. Auf diesen weniger bekannten Texten liegt im Jubiläumsjahr ein besonderes Augenmerk. Ob die große Ausstellung in Neuruppin, die Fontane-Festspiele oder die Vielzahl an Kulturprojekten landauf landab: "Fontane neu entdecken" heißt die Devise der über 450 Veranstaltungen.
Fontane für die Jugend
Auch um Jugendliche wird im Fontane-Jahr 2020 gebuhlt. Das Game-Camp "Word&Play!" im brandenburgischen Neuruppin verspricht die Welt des Gamings mit der Fontanes Literatur zu verbinden. Die jugendlichen Teilnehmer können hier im Juli und August eigene Videospiele entwerfen, wobei Theodor Fontanes Werke als Ausgangspunkt genommen werden.