Deutscher Afrika-Preis für Thuli Madonsela
24. November 2016Die schönste Gratulation kam ganz am Schluss. "Danke, Mama Madonsela. Wir lieben Dich, wir respektieren Dich und wir haben uns wirklich von Dir beschützt gefühlt", rief die südafrikanische Sängerin Lebo der Preisträgerin am Mittwochabend spontan von der Bühne zu. Vor allem das Wortspiel brachte Thuli Madonsela zum Lachen: Bis Oktober amtierte sie als Südafrikas "Public Protector" - zu deutsch "Beschützerin der Öffentlichkeit".
Preisverleihungen sind für die 54-jährige Juristin derzeit fast schon Alltag. Vor wenigen Wochen zeichnete sie das Wirtschaftsmagazin "Forbes" als Afrikas "Person des Jahres" aus. Favoritin auf den Deutschen Afrika-Preis war sie schon vor zwei Jahren. Damals konnte sie aus Rücksicht auf ihr sensibles Amt aber noch nicht ausgezeichnet werden.
Lob für Madonselas Mut und Hartnäckigkeit
"Thuli Madonsela hat sich auch in Zeiten der Bedrohung und Bekämpfung nicht von ihrem Weg als Wahrerin der nach der Apartheid von Südafrikanerinnen und Südafrikanern gemeinsam geschriebenen Verfassung abbringen lassen", lobte Jury-Präsident Volker Faigle. "Sie ist eine Persönlichkeit von herausragender Bedeutung, eine mutige Hüterin des gemeinsamen Erbes eines freien und gerechten Südafrika."
Nach sieben Jahren als Ombudsfrau gilt Madonsela in Südafrika als eine Art Nationalheldin. Hartnäckig ermittelte sie gegen Präsident Zuma und andere Spitzenpolitiker. Dem Staatschef wies sie die Verwendung von Steuergeldern beim Ausbau seines Privathauses nach. Den größten Coup landete sie zum Ende ihrer Amtszeit: In einem Bericht legte sie die engen Verbindungen zwischen Präsident Zuma und der einflussreichen Unternehmerfamilie Gupta offen. Selbst auf die Besetzung von Ministerposten könnte die Familie Einfluss genommen haben.
"Wir wissen auch aus der deutschen Geschichte, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit keine hinreichenden Garantien gegen Korruption und Ämtermissbrauch sind", sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Madonsela den Preis verlieh. Deshalb bräuchten sie eine wachsame Begleitung und Kontrolle durch andere Institutionen und die Zivilgesellschaft. "Dafür ist Frau Madonsela ein Beispiel, wie es nicht viele gibt", so Lammert.
Noch lange nicht am Ziel
Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier lobte den Mut der südafrikanischen Juristin. "Ihre elegante Bescheidenheit und Ruhe schafften Vertrauen und machten Mut. Und mutig ist sie: Als erste Frau in dieser Position deckte sie auf, was viele ahnten, gab Einzelnen eine Stimme, war Anwältin der Armen", so Steinmeier in seiner schriftlichen Gratulation.
Bescheiden gab sich Madonsela dann auch in ihrer Dankesrede. Der Preis sei ein Zeichen an sie und ihr Team, dass Deutschland "unsere bescheidenen Versuche" und das Amt des "Public Protector" als "Partner für gute Regierungsführung" anerkenne, sagte Madonsela.
"Die Auszeichnung zeigt, dass sich die Menschen in Deutschland dafür interessieren, was in Afrika geschieht. Sie verstehen, dass die Menschheit miteinander verbunden ist: Probleme in Afrika können auch die Menschen in Deutschland betreffen", so die Preisträgerin.
Trotz des Preisregens der letzten Monate: Madonsela sieht sich noch lange nicht am Ziel. Ab 2018 wird sie am Zentrum für soziale Gerechtigkeit an der Universität Stellenbosch arbeiten. Auch die Zivilgesellschaft wolle sie weiter unterstützen, so Madonsela: "Wir wollen den Traum unserer Verfassung verwirklichen: den Traum von einer inklusiven Gesellschaft, in der jeder sein Potential verwirklichen kann und das Leben eines jeden Menschen besser wird."