Thyssenkrupp-Chefin Merz gibt auf
24. April 2023Martina Merz will sich vorzeitig vom Chefposten des Industriekonzerns Thyssenkrupp zurückziehen. Die Managerin habe den Aufsichtsrat um Gespräche zur Auflösung ihres Vertrags gebeten, teilte das Unternehmen am Montag in Essen überraschend mit. Der Personalausschuss des Kontrollgremiums will dem Wunsch entsprechen und Gespräche mit ihr führen. Zudem schlägt der Personalausschuss bereits einen Nachfolger vor. Demnach soll der derzeitige Interimschef des Autozuliefers Norma Group, Miguel Angel Lopez Borrego, dem Aufsichtsrat als neuer Vorstandschef zum 1. Juni vorgeschlagen werden. Borrego war vor seiner Station bei Norma Chef von Siemens Spanien und Chairman of the Board von Siemens Gamesa Renewables S.A..
Abtrennung der Stahlsparte auf dem Weg
Merz ist seit Oktober 2019 Vorstandschefin des Ruhrkonzerns und die erste Frau auf diesem Posten. Ihr zwischenzeitlich verlängerter Vertrag sollte noch bis Ende März 2028 laufen. Die ehemalige Bosch-Managerin war aber zuletzt bei Aktionären und den mächtigen Arbeitnehmervertretern unter Druck geraten. Ihre Pläne für eine Verselbstständigung der Stahlsparte traf auf Widerspruch. Der geplante Teil-Börsengang der Wasserstofftochter Nucera lässt weiter auf sich warten.
"Wesentliche strategische Weichenstellungen sind erfolgt", erklärte Merz. Für die Verselbstständigung des Stahls seien vielversprechende Gespräche mit möglichen Partnern aufgenommen worden. "In der jetzt anstehenden Phase stehen finanzielle Expertise und die weitere Verbesserung der Performance im Vordergrund." Da seien zusätzliche kaufmännische Kompetenzen sicher nützlich. "Für diese Schwerpunktsetzung will ich im Interesse des Unternehmens den Weg öffnen."
Der überraschende Rücktritt der Konzernchefin schickt die Aktien von Thyssenkrupp auf Talfahrt. Die Papiere des Industriekonzerns fallen um gut acht Prozent und sind damit Schlusslicht im Mittelstands-Index Mdax.
hb/tko (dpa/rtr)