Tiefflüge im US-Luftverkehr
24. März 2003Die weltgrößte Fluggesellschaft American Airlines kämpft ums Überleben: Vier Milliarden Dollar müssen 2003 eingespart werden, um den Gang zum Insolvenzrichter zu vermeiden. Auch die Belegschaft soll mithelfen beim Sparen: Die Airline verlangt "Tarifkonzessionen" – also Verzicht auf Gehaltserhöhung und Sonderzahlungen - in Höhe von knapp zwei Milliarden Dollar.
Allerdings steht American Airlines nicht alleine da: United Airlines und US Airways sind schon pleite. Continental Airlines hat angekündigt, bis zum Jahresende 1200 Stellen zu streichen. Die US-Fluggesellschaften hatten ihre Kapazitäten wegen der schlechten Geschäfte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bereits um 14 Prozent gekürzt, hunderte von Flugzeugen in den Wüsten im Südwesten der USA "geparkt" und 100.000 Mitarbeiter nach Hause geschickt.
Doch damit nicht genug: Die Fluggesellschaften haben eigentlich eine Finanzspritze von vier Milliarden Dollar nötig, um die hohen Sicherheitsauflagen sowie die stark gestiegenen Flugtreibstoff-Preise und Terrorversicherungen bezahlen zu können.
Finanzhilfen zum Ausgleich von zweistelligen Milliardenverlusten?
Die US-Regierung ist angesichts der beispiellosen Krisensituation für finanzielle Hilferufe aufgeschlossen. Sie hatte nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 bereits fünf Milliarden Dollar zugeschossen und staatliche Kreditgarantien von zehn Milliarden Dollar angeboten. Nach Schätzungen des Dachverbandes der US-Fluggesellschaften ATA würde selbst ein kurzer Irak-Krieg die US-Airlines zusätzlich noch vier Milliarden Dollar kosten. 70.000 Stellen stehen auf dem Spiel. Insgesamt rechnen die Airlines für 2003 mit einem Verlust von knapp elf Milliarden Dollar. Ein längerer Konflikt könnte die roten Zahlen in diesem Jahr sogar auf 13 Milliarden Dollar treiben. Die US-Airlines hatten seit den Terroranschlägen bereits 17 Milliarden Dollar verloren.
Streichung internationaler Flüge
American Airlines will als erste Antwort auf den Konflikt im Nahen Osten im April sechs Prozent ihrer internationalen Flüge streichen. Betroffen sind Flüge von Boston, Chicago, St. Louis nach London von Dallas/Fort Worth nach Paris, von Miami nach Belize, Guatemala City und Panama City. Die Gesellschaft will momentan noch keine Inlandsflüge streichen. "Es ist klar, dass die Leute vorsichtiger bei der Buchung internationaler Flüge zum jetzigen Zeitpunkt sind", so Planungs-Vizepräsident Henry Joyner. Zur Erinnerung: Die amerikanischen Fluggesellschaften hatten nach dem Golfkrieg 1991 vier Jahre gebraucht, um sich wieder zu erholen. (pt)