Tijuana ruft humanitären Notstand aus
24. November 2018Die Sportanlage "Benito Juárez" in Tijuana platzt aus allen Nähten - rund 4700 Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador nutzen das Gelände derzeit als Notunterkunft. Direkt hinter zwei Grenzzäunen liegt das Ziel ihrer Träume: die USA. In den Vereinigten Staaten wollen die Menschen politisches Asyl beantragen. Die Wartezeit dafür kann allerdings Monate betragen.
Unterdessen haben sich noch tausende weitere Mittelamerikaner auf den Weg in die nordmexikanische Grenzstadt gemacht. Sie fliehen vor Armut und Gewalt in ihren Heimatländern. Es wird geschätzt, dass insgesamt rund 10.000 Menschen nach Tijuana wollen. Doch die Behörden der mexikanischen Grenzstadt sehen sich außerstande, noch weitere Flüchtlinge zu versorgen. Deswegen habe man den humanitären Notstand ausgerufen und die Vereinten Nationen um Hilfe gebeten, teilte Bürgermeister Juan Manuel Gastelum mit.
Leben unter Plastikplanen
Schon jetzt ist das Leben in den Flüchtlingsunterkünften schwierig. Es mangele an mobilen Toiletten, Shampoo und Seife, sagt der Leiter des Sozialamts von Tijuana, Manuel Figueroa. Da von der mexikanischen Regierung keinerlei Hilfe käme, müsse sich die Stadt nun an internationale Institutionen wie die UN wenden. Die Regierung habe das Flüchtlingsproblem bisher völlig ignoriert und die Menschen einfach das Land durchqueren lassen, kritisiert auch Rene Vazquez, der sich freiwillig als Flüchtlingshelfer engagiert. Und nun müsse Tijuana die Situation ausbaden.
Da in den Gebäuden von "Benito Juárez" kein Platz mehr ist, hat Bryan Ernesto aus Honduras sein Lager unter einer Plastikplane direkt am Zaun der Migranten-Herberge aufgeschlagen. Ernesto war bereits in den USA - allerdings illegal. Er habe sich freiwillig abschieben lassen, weil er legal einreisen wolle, erzählt der 19-Jährige. In welche Stadt er komme, sei ihm egal. Er wolle arbeiten und seiner Familie in Honduras helfen.
Trumps Anti-Asyl-Dekret auf Eis gelegt
Nach dem Wunsch von US-Präsident Donald Trump sollen Menschen wie Ernesto us-amerikanischen Boden nicht erneut betreten dürfen. Mehrfach hatte Trump die Flüchtlinge als Mitglieder krimineller Banden bezeichnet. Mit einer Proklamation hatte der US- Präsident versucht, die Asylregeln dahingehend zu verschärfen, dass Asylverfahren im Falle illegaler Grenzübertritte verweigert werden können. Ein Bundesgericht legte die umstrittene Entscheidung allerdings erstmal auf Eis.
Dennoch zeigt sich Trump weiter fest entschlossen, die Migranten an der Grenze nicht in die USA zu lassen. So drohte er erneut mit einer Schließung der Grenze zu Mexiko, sollte das lateinamerikanische Land die Lage nicht unter Kontrolle bringen können.
Aus Protest gegen die Asylpolitik der USA zogen am Freitagabend rund 150 Menschen aus Mittelamerika vor den mexikanischen Grenzübergang. Als Zeichen ihrer Beharrlichkeit errichteten sie ihren Schlafplatz direkt vor den Grenzposten und übernachteten dort. In das Land ihrer Träume aber durften auch sie nicht weiterreisen.
cw/as (afp, dpa)