"To stay or not to stay?" - das ist die Frage
20. März 2002Großbritannien ist ein liberales Land. Wer in Großbritannien leben will und sich in die Gesellschaft einordnet, der darf normalerweise auch bleiben. Doch im Einzelfall wird immer wieder diskutiert, ob großzügige Zuwanderung dem Land guttut oder nicht. Besonders zu Zeiten Margaret Thatchers trat der alltägliche Rassismus offen zutage.
Unterschwellige Abneigung
Die "Eiserne Lady" zeigte sich besorgt darüber, ob die kulturellen Eigenheiten der Einwanderer wohl mit der britischen Leitkultur vereinbar wären: Das Wort vom "Durchsumpfen" – "being swamped by immigrants" – machte die Runde. Zur gleichen Zeit plakatierten die Konservativen im Wahlkampf "If you want a nigger for a neighbour, vote Labour". Keine Spur von der sprichwörtlichen political correctness.
Klassifizierung von Einwanderern
In den 1950er und 1960er Jahren kamen vor allem Immigranten aus den ehemaligen Kolonien nach Großbritannien. Wer kam, der blieb. Margaret Thatcher schob der unkontrollierten Einwanderung einen Riegel vor. Die Bürger des Commonwealth wurden klassifiziert in "einwanderunswürdig" oder nicht.
Die Zuzugsbestimmungen für Familienangehörige wurden geändert und das Staatsbürgerschaftsrecht neu definiert. Letztendlich erhielten nur noch Wohlhabende eine Aufenthaltsgenehmigung. Für ungelernte Kräfte blieb lediglich die Möglichkeit, als Saisonarbeiter mit kurzfristigen Arbeitserlaubnissen anzuheuern.
Schlupflöcher
Für Einwanderung aus wirtschaftlichen Gründen gab es bislang keine klaren Regelungen. Hochqualifizierte dürfen in der Regel bleiben, Wirtschaftsflüchtlinge eher nicht. Trotzdem ist das Land attraktiv. Jahr für Jahr riskieren Hunderte ihr Leben, um auf die Britischen Inseln zu gelangen. Die Gründe: Es gibt keine klar definierte Einwanderungspolitik, keine Meldepflicht und keinen Personalausweis. Von daher ist es ein Leichtes unterzutauchen.
Einwanderungsrecht auf dem Prüfstand
Die Terroranschläge vom 11. September haben die Haltung der Briten verändert. Das Einwanderungsrecht soll reformiert werden. Nach dem Vorbild der USA plant der britische Innenminister David Blunkett Einwanderungsquoten, "Green Cards" und zeitlich befristete Arbeitserlaubnisse für ungelernte Kräfte.
Per Quotensystem sollen Arbeitskräfte für diejenigen Industriezweige angeworben werden, die personell unterbesetzt sind. Das Schlüsselwort heißt "managed economic migration", die gesteuerte Zuwanderung nach den Kriterien des wirtschaftlichen Bedarfs. (arn)