Tod durch Dürre in Afrikas Nationalparks
2. März 2006Die Dürre hat die jährliche Wanderung von Gnus und Zebras zwischen den beiden Ländern zum Teil unterbrochen, bei der sie auf der Suche nach Weideland hunderte Kilometer zurücklegen. Außerdem drohen den Wildtieren neue Krankheiten. Massai und andere Bewohner der Region treiben laut kenianischer Naturschutzbehörde ihr Vieh auf der Suche nach Weiden und Wasser in die Nationalparks. Dies bedrohe die frei lebenden Tiere, denn ihr Immunsystem sei Infektionen, die von domestizierten Tieren übertragen werden, kaum gewachsen.
Dickhäuter brauchen Schlamm
Der Dürre fielen in Kenia bislang mindestens 60 Nilpferde zum Opfer. Die Nilpferde - nach Elefanten und Breitmaulnashörnern die drittgrößten Landsäugetiere der Erde - benötigen große Mengen Wasser oder Schlamm, um ihren bis zu 3,2 Tonnen schweren Körper zu kühlen.
Etwa 40 der vom Aussterben bedrohten Grevys-Zebras - die größte und wildeste der drei noch in Afrika vorkommenden Zebraarten - starben in der Nähe des Samburu-Wildreservats an Milzbrand. Der Erreger kommt in Teilen Afrikas häufig vor, wo Sporen über Jahrzehnte im trockenen Boden erhalten bleiben und dann in Dürreperioden von Tieren aufgenommen werden, die auf der Suche nach essbaren Pflanzen im Erdreich wühlen.
Erst Ende März soll es regnen
Hunderte Büffel, Elefanten und andere große Tiere, die viel Wasser benötigen, leiden unter der Trockenheit. "Wir sehen, dass der körperliche Zustand der großen Pflanzenfresser schlechter wird", sagt Samson Lenjir vom Massai-Mara-Wildreservat in Kenia. "Und die Lage wird voraussichtlich noch schlimmer, weil Regen erst Mitte März erwartet wird."
Die Dürre hat auch die Wanderung von mehr als 1,5 Millionen Gnus, Zebras und anderer Pflanzenfresser von Massai-Mara in Kenia in den berühmten Serengeti-Nationalpark in Tansania beeinträchtigt. Der Zug gilt als eines der beeindruckendsten Naturschauspiele weltweit. Dabei ziehen die Tiere in die Ebenen der Serengeti, um dort auf dem frischen Gras zu weiden und ihre Kälber zu gebären, "denn das Gras ist nahrhafter, mit viel Kalzium, das entscheidend für die Milchproduktion ist", sagt Titus Mlengeya, Chefveterinär der tansanischen Nationalparkbehörde.
Drei Korridore in die Serengeti
Die Tiere ziehen über drei Korridore in die Serengeti: den westlichen, den mittleren und den östlichen. Die Regenfälle hörten aber entlang der letzten beiden Routen vorzeitig auf. Nur im Gebiet des westlichen Korridors kamen denn auch viele Junge zur Welt. Das Ausbleiben des Regens löste eine kritische Wasserknappheit für die Herden aus. "Sie haben keine Milch und sind gezwungen, häufig weiterzuziehen. In diesem Durcheinander gehen viele Kälber verloren und sterben, denn sie können nur mit Milch überleben", sagt Mlengeya. Allerdings bestehe noch Hoffnung, denn die Zeit zum Kalben sei erst im April vorüber. "Erwachsene Tiere sind noch nicht gestorben. Noch gibt es Gras, aber es ist ziemlich trocken. Wenn der Regen ausbleibt, müssen wir uns auf ihren Tod einstellen."
Massai-Hirten suchen Futter für ihre Herden
Aus den Nationalparks Tsavo West und Ost sind die Hälfte der mehr als 10.000 Elefanten auf der Suche nach Wasser in die nahe gelegenen Hügel gezogen. Hirten der Massai versuchen, ihre Viehherden in die Nationalparks zu führen, wo sie auf Gras und Wasser hoffen.
Durstige Affen in Somalia
In Somalia greifen wegen der anhaltenden Dürre durstige Affen Wassertankwagen und Lieferwagen auf der Straße an. Ganze Pavianherden hätten sich an strategisch günstigen Kreuzungen oder Brücken postiert, wo die Lastwagen langsamer fahren müssen, berichtete die Zeitung "The East African" Ende Februar. Die Affen griffen sowohl Wassertanker als auch Lieferwagen mit Obst und Gemüse an, das in Mogadischu auf den Markt gebracht werden soll. "Die Tiere holen sich ganze Bananenbüschel oder Wassermelonen und verschwinden damit im Busch", beklagte sich ein Lastwagenfahrer.
Ali Hassan Odey, ein Rinderzüchter in Bardhere, im Süden des Landes, hat bereits seine ganze Herde wegen der Wasserknappheit verloren. "Und jetzt kommen auch noch die Affen, Hyänen und Wildhunde und fallen in die Dörfer ein, weil sie kein Wasser mehr finden", sagte er. "Wenn wir die Tiere sehen, erschießen wir sie, sonst greifen sie unsere Frauen und Kinder an", fügte er hinzu.
Menschen vom Hunger bedroht
Die Region am Horn von Afrika leidet unter der schlimmsten Dürre seit Jahren. In mehreren Regenzeiten fiel kaum Niederschlag. Im Norden Kenias sind etwa 70 Prozent des Viehbestandes eingegangen. Die nächste Regenzeit wird für März erwartet. Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen sind elf Millionen Menschen in Kenia, Somalia, Dschibuti und Äthiopien von Hunger bedroht. (kap)