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Der "Edgar Allan Poe der Trompete"

Anja Buchmann28. Juni 2013

Tomasz Stańko gehört zu den Jazzgrößen unserer Zeit. Der Trompeter hat einen völlig eigenständigen Sound entwickelt, der zu seinem Markenzeichen wurde.

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Jazzmusiker Tomasz Stanko mit Instrument auf der Bühne Foto: EPA/PIOTR WITTMAN POLAND OUT
Bild: picture-alliance/dpa

Rau und doch herzlich zugleich bläst der Pole sein Instrument und entlockt ihm dunkle, schmutzige Töne. Genau die haben ihm den Spitznamen "Edgar Allan Poe der Trompete" eingebracht. Der 71-jährige Pole gehört zur ersten Generation europäischer Musiker, die als Antwort auf den amerikanischen Free Jazz neue Wege einschlugen und einen eigenen musikalischen Ausdruck prägten.

Diesen berühmten Sound präsentierte Tomasz Stańko auch beim Jazzfest Bonn: Rau, kernig und dennoch sehnsuchtsvoll, was immer wieder Vergleiche zu seiner "slawischen Seele" aufkommen ließ. "Der Sound ist Teil unserer Seele", hat er mal gesagt. "Und im Jazz ist Sound natürlich besonders wichtig. Alle haben ihren eigenen Sound Trane, Miles natürlich, Trompeter wie Lee Morgan – du kannst sie alle erkennen. Mein Klang ist etwas dunkel und trotzdem leuchtend." Der Klang seines Instruments, davon ist Tomasz Stańko überzeugt, sei eng mit seinem Leben verbunden.

Stańkos Karriere begann in Krakau, wo er Musik studierte. Als Kind eines Geigers erhielt er schon früh Klavier- und Violinenunterricht erhielt, doch wirklich fasziniert zeigte er sich vom Klang der Trompete. Im Laufe seines Lebens nahm Stańko ungefähr vierzig Alben auf. Ein Musikjournalist nannte ihn mal den "weißen Ornette Coleman", was er jedoch vehement zurückwies. In Bonn umgab sich der Trompeter mit deutlich jüngeren Musikern, deren Spiel durch große Virtuosität und Eleganz geprägt war - ganz im Sinne des Meisters udn des Publikums.