Torgau - Schauplatz der Geschichte
Die sächsische Stadt an der Elbe war im Mittelalter ein Zentrum der Reformation um Martin Luther. Heute verbindet sich der Name vor allem mit einer historischen Begegnung kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.
Ein Bild, das um die Welt ging
Am Elbufer bei Torgau trafen am 25. April 1945 sowjetische Soldaten der Roten Armee auf Soldaten der US-Streitkräfte und reichten sich die Hände. Ein Symbolbild, das bewusst das baldige Ende des Krieges in die Welt tragen sollte. Dieses Jahr wird in Torgau am sogenannten Elbe Day der 70. Jahrestag dieser historischen Begegnung gefeiert.
Nachgespieltes Kriegsende
Inzwischen stellen Mitglieder militärhistorischer Vereine jedes Jahr am Elbe Day Szenen zum Kriegsende 1945 in Torgau nach. Der Tag wird begleitet von einem Volksfest in der Stadt mit mehreren Tausend Besuchern, darunter Politiker und Diplomaten aus den USA und der ehemaligen Sowjetunion.
Historischer Marktplatz
Doch auch das restliche Jahr über, wenn die vielen internationalen Gäste des Elbe Days Torgau wieder verlassen haben, lohnt ein Besuch des beschaulichen Städtchens im Norden von Sachsen. Die historische Altstadt bietet viele erhaltene Baudenkmäler aus der Renaissance, darunter das Rathaus am Marktplatz.
Schloss Hartenfels
Das Schloss Hartenfels zählt zu den bedeutendsten noch erhaltenen Schlössern der Frührenaissance in Deutschland. Im 16. Jahrhundert residierte hier ein Teil des sächsischen Herrschergeschlechts der Wettiner. Heute gibt es auf dem Schloss wechselnde Ausstellungen zu sehen.
Restaurierter Treppenturm
Im Innenhof des Ostflügels von Schloss Hartenfels befindet sich eine Besonderheit: der Große Wendelstein. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Turm mit steinerner Wendeltreppe. Über die Jahrhunderte wurde er baufällig und war zuletzt mehr als 20 Jahre gesperrt. 2014 wurde der Treppenturm nach einjähriger Restaurierung wiedereröffnet.
Historische Baukunst
Der Große Wendelstein ist ein bauliches Meisterwerk. Die fast 20 Meter hohe Wendeltreppe aus Sandstein trägt sich selbst - ohne mittlere Stütze. Stabilisiert wird die Treppenspirale im Turm allein durch sechs schlanke äußere Pfeiler und die Brüstung, die sich dem Lauf der Treppe folgend emporschraubt.
Martin Luther in Torgau
"Wittenberg ist die Mutter und Torgau die Amme der Reformation" - so lautet ein überlieferter Spruch. Torgau ist die wichtigste Lutherstätte in Sachsen. Wie die protestantischen Fürsten den Reformator unterstützten, zeigt ab Mitte Mai die Sonderausstellung "Luther und die Fürsten" auf Schloss Hartenfels. Sie ist die erste der vier großen Schauen zum 500. Jubiläum der Reformation 2017.
Letzte Ruhe in St. Marien
Als in Wittenberg die Pest ausbrach, floh Luthers Witwe Katharina von Bora 1552 nach Torgau. Auf dem Weg verunglückte sie jedoch bei einem Kutschenunfall und starb drei Wochen später in Torgau an den Folgen. Ihr Sterbehaus beherbergt heute die einzige Katharina von Bora-Gedenkstätte Deutschlands. Ihr Grabmal befindet sich in der Stadtkirche St. Marien.
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof
Auch mit ihrer unrühmlichen Geschichte setzt sich die Stadt auseinander: Diese DDR-Gedenkstätte dokumentiert die Geschichte von mehr als 4000 Jugendlichen, deren Umerziehung in der einzigen geschlossene Disziplinierungseinrichtung des Landes erzwungen werden sollte.
Gut mit dem Rad erreichbar
Wer gerne Fahrrad fährt und den Ausflug nach Torgau auch mit dem Besuch anderer Städte verbinden möchte, kann den internationalen Elberadweg nutzen. Der beginnt an der Elbquelle im tschechischen Spindlermühle, führt vorbei an Dresden, Torgau, Hamburg und endet an der Elbmündung in Cuxhaven an der Nordsee.