Tote bei Überfall auf Hotel in Mali
20. November 2015Nach Angaben von UN-Soldaten wurden bislang 27 Leichen gezählt. Die Zahl ist aber noch nicht endgültig. Das malische Militär hatte die Geiselnahme am Abend für beendet erklärt. Denmach wurden zwei Angreifer getötet. Wie viele Angreifer, die sich noch im siebten Stock des Gebäudes verschanzt halten, ist unklar. Spezialeinheiten von Militär und Polizei sind im Einsatz. (Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung in unserem Live-Ticker.)
Die Angreifer gelangten nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Morgen in einem Auto mit Diplomatenkennzeichen auf das Hotelgelände und eröffneten in der siebten Etage des Hotelgebäudes das Feuer. Mindestens drei ausländische Hotelgäste seien getötet worden, erklärte Malis Sicherheitsminister Salif Traoré in einem frühen Stadium der Geiselnahme. Unter den Getöteten befand sich nach offiziellen Angaben ein ranghoher belgischer Beamter.
Unterstützung durch Frankreich und die USA
Die Angreifer brachten ursprünglich rund 170 Geiseln in ihre Gewalt, von denen ein Teil im Laufe des Tages frei kam. Auch vier Deutsche konnten sich in Sicherheit bringen, wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte. Unter den befreiten Geiseln befanden sich nach Angaben des algerischen Außenministeriums mehrere algerische Diplomaten.
Die USA und Frankreich mobilisierten Spezialeinheiten. Sie waren am Nachmittag an der Seite malischer Sicherheitskräfte zur Rettung der Geiseln im Einsatz. Über Stunden waren immer wieder Schüsse zu hören. Nach neun Stunden konnte Sicherheitsminister Traoré Entwarnung geben. "Jetzt haben sie keine Geiseln mehr in ihrer Gewalt und die Einsatzkräfte sind auf ihren Fersen", sagte der Minister. Wenig später teilten malische Militärs mit, zwei Angreifer seien getötet worden.
Augenzeugen sprachen ursprünglich von "rund einem dutzend" bewaffneten Angreifern, malische Sicherheitskräfte von drei "dschihadistischen" Geiselnehmern. Über die Zahl der Geiseln, die sich in der Gewalt der Täter befanden, gab es schwankende Angaben. Die Hotelkette Rezidor mit Sitz in Brüssel, zu der das Radisson Blu in Bamako gehört, teilte mit, 125 Hotelgäste und 13 Angestellte befänden sich im Gebäude. In dem bei Geschäftsleuten und Diplomaten beliebten Hotel mit 190 Zimmern befanden sich auch 20 Inder, mindestens sieben Chinesen und sieben Turkish-Airlines-Angestellte. Zwölf Mitarbeiter der französischen Fluggesellschaft Air France, die ebenfalls im Radisson Blu übernachteten, seien an einem "sicheren Ort", teilte ihr Arbeitgeber mit.
Westliche Touristen als Ziel
Zu dem Anschlag bekannten sich Berichten zufolge zwei mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Islamistengruppen. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira und die mauretanische Nachrichtenseite Al-Akhbar berichteten, verantwortlich seien die Terrorgruppen Al-Murabitun und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Frankreichs Präsident François Hollande sprach mit seinem malischen Kollegen Ibrahim Keita und sagte ihm Unterstützung zu. "Wieder wollen Terroristen ihre barbarische Präsenz zeigen an allen Orte, an denen sie töten können, wo sie Eindruck schinden und massakrieren können", sagte Hollande eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris. "Wir müssen einmal mehr standhaft bleiben und unsere Solidarität mit einem befreundeten Land zeigen."
Ein Polizeibeamter in Bamako sagte, die Angreifer hätten jene Geiseln freigelassen, die das islamische Glaubensbekenntnis aufsagen konnten. Sie seien vor allem an westlichen Geiseln interessiert gewesen. Medienberichten zufolge skandierten die Angreifer "Allahu Akbar" (Gott ist am größten).
In dem westafrikanischen Land verüben islamische Fundamentalisten immer wieder Anschläge. Im August wurden bei einer Geiselnahme und anschließenden Gefechten in einem bei Ausländern beliebten Hotel in der Stadt Sévaré 13 Menschen getötet, unter ihnen mehrere UN-Mitarbeiter. Zu dem Angriff bekannten sich damals malische Dschihadisten.
Nach den Anschlägen in Paris vom Freitag vergangener Woche kündigte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) an, Deutschland werde sein militärisches Engagement in Mali deutlich ausbauen. Der Bundeswehrverband forderte als Reaktion auf die Geiselnahme in Bamako eine Entsendung "kampfkräftiger" deutscher Truppen nach Mali.
pab/uh (afp, dpa, rtr)