Sorge in Berlin über Afghanistan
6. Mai 2013Der verteidigungspolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, rechnet mit wachsenden Gefahren für die Bundeswehr. "Die schrecklichen Ereignisse zeigen, wie gefährlich die Situation in Afghanistan weiterhin ist. Und die Gefahr für die deutschen Soldaten wird bis Ende 2014 eher zunehmen", sagte Nouripour der Zeitung "Die Welt". Er bezeichnete den Abzug vom Hindukusch als "das schwierigste und gefährlichste, was die Bundeswehr je gemacht hat". Zur Sicherheit der Soldaten beim Abzug gebe es noch einge unbeantwortete Fragen.
Ein - nur - relativ sicheres Land
Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, erklärte, dass das Land am Hindukusch in den vergangenen zwei Jahren statistisch sicherer geworden sei. "Aber angesichts dieses Ereignisses ist eine Statistik relativ", so der SPD-Politiker.
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere hatte bereits am Sonntag deutlich gemacht, dass die Regierung nicht an einen Strategiewechsel denkt. Das gelte auch für die geplante Truppenpräsenz nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014. "Wir lassen das afghanische Volk nicht im Stich", sagte der Minister. Nun meldete sich auch sein Kabinettskollege, Entwicklungsminister Dirk Niebel zu Wort: "Die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte ist der einzig wirksame Ansatz zur Übergabe der Verantwortung", sagte der FDP-Politiker der "Passauer Neuen Presse". Diese Strategie bleibe trotz dieses tragischen Vorfalls richtig - auch wenn die Begleitung afghanischer Truppen im Rahmen des Ausbildungsauftrags gefährlich bleibe.
Am Samstag waren Soldaten der Elitetruppe Kommando Spezialkräfte (KSK) bei einer Operation in der Provinz Baghlan unter Beschuss geraten und hatten Luftunterstützung angefordert. Bei der späteren Erkundung der Schäden durch das Bombardement wurden die deutschen Soldaten und afghanische Polizisten erneut beschossen. Dabei wurde ein KSK-Soldat getötet und ein weiterer verwundet. Der Verwundete wird medizinisch betreut und ist außer Lebensgefahr. Zudem wurden am Samstag auch sieben US-Soldaten in Afghanistan getötet. Für die Internationale Schutztruppe Isaf war es der verlustreichste Tag seit Jahresbeginn. Und das Signal, dass die fundamentalistische Taliban es mit der Ankündigung einer Frühjahrsoffensive ernst meint.
ml/SC (dpa, rtr)