Toyota will eine "Stadt der Zukunft" bauen
7. Januar 2020"Hat dieser Mann den Verstand verloren? Hält er sich für eine Art japanischen Willy Wonka?", scherzte Konzernchef Toyoda in Anspielung auf die Figur aus "Charlie und die Schokoladenfabrik". Mit skeptischen Reaktionen rechnet der 63 Jahre alte Toyoda natürlich, aber er sei überzeugt, dass alle von dem Plan profitieren würden, weil man das Zusammenspiel verschiedener Technologien an einem Ort erforschen könne. Für ihn sei der Aufbau einer Zukunftsstadt ein Lebenstraum, so Akio Toyoda auf der Technikmesse CES in Las Vegas.
"Living laboratory"
Toyota will in Japan eine experimentelle Stadt der Zukunft bauen, um Technologien wie das autonome Fahren in realen Umgebungen zu testen. In dem "lebenden Labor" soll es aber nicht nur um Autos gehen - auch Forschungen zum generationenübergreifenden Zusammenleben der Zukunft, zur Robotik, zur Vernetzung der Haushalte auch mittels künstlicher Intelligenz, zu neuen Formen der öffentlichen Transportmittel, zu neue Ansätze in der Agrarwirtschaft und im Gesundheitswesen und vieles mehr ist geplant.
In der eng verflochtenen "Woven City" sollten zunächst rund 2000 Menschen leben - unter anderem Toyota-Mitarbeiter mit ihren Familien, Ruheständler und Forscher. Dafür soll das Gelände einer stillgelegten Fabrik des Autobauers in der Nähe des Bergs Fuji umgebaut werden. Das Gelände hat den Angaben zufolge eine Fläche von gut 70 Hektar. Als Stadtplaner wurde der dänische Star-Architekt Bjarke Ingels engagiert. Die Grundsteinlegung sei für kommendes Jahr geplant.
Ein großer Teil der Infrastruktur - zum Beispiel Brennstoffzellen-Anlagen für die Energiegewinnung - werde unter die Erde verlegt. Denn große Teil der Infrastruktur sollen mit Wasserstoff betrieben werden. Die Gebäude sollen aus Holz gebaut und mit Solarzellen auf dem Dach versehen werden.
Toyotas e-Palette als Multi-Van
Eine zentrale Rolle in dem Konzept spielen Toyotas autonome Mehrzweckfahrzeuge, die zum Transport von Menschen, aber auch als mobile Geschäfte oder Büros eingesetzt werden können. Die kastenförmigen Wagen mit dem Namen e-Palette hatte der Konzern vor zwei Jahren in Las Vegas vorgestellt. Am Montag präsentierte der südkoreanische Konkurrent Hyundai ein ähnliches Konzept. Toyota ist nicht der erste Technologie-Konzern, der den Aufbau einer Stadt-Infrastruktur versucht. Google kündigte bereits 2017 ein ähnliches Projekt in der kanadischen Metropole Toronto an, allerdings nur auf einer Fläche von knapp fünf Hektar.
Autonomes Fahren im Trend
Zum Auftakt der CES wurde auch deutlich, dass das Autonome Fahren immer konkretere Formen annimmt und dass immer mehr neue Player in die Branche drängen. So kündigte der Chip-Konzern Qualcomm den Einstieg ins Geschäft mit Computern für automatisiertes Fahren und Robotaxis an. Erste Fahrzeuge sollen 2023 auf die Straße kommen.
Der chinesische Drohnen-Spezialist DJI will den Markt für Laserradare, mit denen Roboterwagen ihre Umgebung abtasten, mit deutlich günstigeren Geräten als bisher aufmischen.