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"Engel der Lüfte" - Bundeswehr in Dakar

Babou Diallo/Katrin Matthaei23. März 2013

Im Norden Malis kämpfen französische und malische Truppen gegen Islamisten. Die Bundeswehr leistet logistische Unterstützung: mit drei Transall-Maschinen und 90 Soldaten.

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Soldaten der deutschen Mali-Truppen sind am 17.03.2013 auf dem Flughafen der senegalesischen Hauptstadt Dakar während eines Besuchs von Verteidigungsminister Thomas de Maizière angetreten. Rechts der Leiter des Kontingents, Major Gunnar Kratz. (Foto: dpa)
Der kommandierende Major Kratz mit Luftwaffensoldaten auf dem Flughafen in DakarBild: picture-alliance/dpa

Flugzeugturbinen brummen auf dem Luftwaffenstützpunkt der französischen Armee in Dakar. Es ist Mittag und sehr heiß, ein warmer Wind streicht über den staubigen Boden. Von hier aus sieht man die Passagierflugzeuge auf dem wenige Kilometer entfernten Flughafen Leopold Sedar Senghor starten und landen. Hier auf der französischen Militärbasis ist seit Januar das Kontingent der Bundeswehr untergebracht. Von hier aus unterstützen die deutschen Soldaten den afrikanischen Mali-Einsatz AFISMA (African-led International Support Mission to Mali) und die französische Armee bei der Operation Serval: Sie kämpft dort gemeinsam mit der malischen Armee gegen die Islamisten im Norden des Landes. Dabei greift ihr die Bundeswehr in Dakar logistisch mit drei sogenannten Transall-Flugzeugen und einem Airbus zur Luft-Betankung unter die Arme.

Am Eingang des Militär-Areals, gleich hinter dem Kontrollposten, stehen Armeezelte. Eine runde Hütte mit Strohdach dient den Deutschen als Cafeteria. Die Hauptattraktion ist allerdings der riesige Hangar, der jetzt aber leer ist. Denn zwei der drei großen Transport-Maschinen fliegen gerade Richtung Bamako. "Lastentiere der Luftwaffe" nennt sie die Bundeswehr. Oder auch ganz romantisch "Engel der Lüfte".

Gerüstet für den Notfall

Im Hangar ist ein Bereich abgetrennt - er ist so etwas wie die Werkstatt für die großen Flugzeuge: "Hier findet die Instandsetzung oder auch die Wartung einzelner Teile statt", sagt Martin Gesenhoff. Der Hauptfeldwebel kümmert sich um die zahlreichen deutschen und afrikanischen Journalisten, die sich hier derzeit zu Besuch anmelden. Einige Bundeswehr-Techniker machen sich an einem Werkzeug-Wagen zu schaffen. Aus Sicherheitsgründen bleiben die Namen der Männer anonym. "Das ist ein ABD-Reparaturwagen", erklärt einer, und übersetzt gleich selbst: "Aircraft Battle Damage Repair. Den Wagen nehmen wir in der Maschine mit zur schnellen Instandsetzung, wenn was kaputt ist. Da findet man so gut wie jedes Werkzeug, das man zur kurzen Wartung braucht."

Eine Transall-Maschine auf Zwischenstopp in Bamako. (Foto: Bundeswehr)
Eine Transall-Maschine auf Zwischenstopp in BamakoBild: Bundeswehr

Tägliche Technik-Checks

Presse-Mann Martin Gesenhoff geht weiter zum Rollfeld, wo das dritte Transportflugzeug steht. Aus Sicherheitsgründen bleibt immer eine Maschine zur Reserve am Boden. Rund 32 Meter ist der Vogel lang - etwa 16 Tonnen kann er tragen, zum Beispiel Lastwagen oder Kleinpanzer. Ein Dutzend Mechaniker ist gerade dabei, die Flügel sorgfältig zu untersuchen. Für sie ist das Routine. "Unsere drei Flugzeuge werden jeden Tag genau durchgecheckt. Wenn die Bordtechniker grünes Licht geben, dann ist der Flugauftrag da, dann ist die Maschine flugbereit", erklärt einer der Männer. Weit vorn, im Cockpit, erklärt ein Ingenieur die Funktion der vielen Knöpfe und Anzeigen. "Hier vorne wird uns zum Beispiel angezeigt, wie hoch der Treibstoffdruck am Triebwerk ist, dort sind nämlich überall Messgeräte angebracht."

Togolesische Soldaten fliegen mit der Transall nach Bamako (Foto: Bundeswehr)
Togolesische Soldaten auf dem Flug nach BamakoBild: Bundeswehr

Derzeit umfasst das Kontingent der Bundeswehr in Dakar neunzig deutsche Soldaten. "Wir stellen die logistische Versorgung sicher und unterstützen mit Transportflügen die AFISMA-Mission in Mali. Das heißt, wir bringen Material und auch Hilfsgüter von verschiedenen ECOWAS-Staaten Richtung Mali, um diese dort auszuladen", erklärt Hauptfeldwebel Gesenhoff. ECOWAS ist die Abkürzung für die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, unter deren Führung der Mali-Einsatz AFISMA steht. "Das können Soldaten oder auch Fahrzeuge sein, die wir in das Einsatzgebiet verlegen", ergänzt Major Gunnar Kratz. Er führt seit Mitte Februar das Kommando über die deutsche Truppe in Dakar.

Dieser Einsatz ist anders

Die Bundeswehr ist nicht zum ersten Mal in Afrika im Einsatz: Immer wieder hat Deutschland mit Transall-Flügen humanitäre Hilfe in Afrika geleistet. Außerdem beteiligt sich Deutschland an den EU-geführten Missionen Atalanta und EUCap Nestor gegen die Seepiraterie in Djibuti am anderen Ende des afrikanischen Kontinents. "Aber dieser Einsatz jetzt ist anders", sagt Major Gunner Kratz. "Es ist das erste Mal, dass wir im Rahmen einer so großen Operation teilnehmen." Acht Mitgliedstaaten der ECOWAS entsenden rund 4000 Soldaten zur AFISMA-Mission. Unterstützt werden sie von Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern, Hilfe kommt unter anderem auch noch von den USA und Russland.

Auf dem Luftwaffenstützpunkt in Dakar aber sind die Europäer unter sich: "Wir haben hier eine ganz hervorragende multinationale Kooperation", sagt Martin Gesenhoff. Die französischen Gastgeber seien sehr hilfsbereit. "Aber auch mit den anderen Nationen läuft es gut - sei es mit den Spaniern oder den Dänen oder Engländern." Mindestens ein Jahr lang werden die deutschen Soldaten in Dakar bleiben. Ist die Mali-Krise bis dahin durchgestanden, dürfen sie mit ihren "Lastentieren" zurück nach Deutschland fliegen.

Schatten einer Transall beim Anflug auf Dakar (Foto: Bundeswehr)
Schatten einer Transall beim Anflug auf DakarBild: Bundeswehr