Treppe am Königsstuhl verschwindet
12. Oktober 2017Das Kreidefelsmassiv neben dem durch ein Gemälde des Künstlers Caspar David Friedrich berühmt gewordenen Königsstuhls auf der Ostsee-Insel Rügen ist nach Angaben des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern teilweise instabil. Aus diesem Grund wird die Treppe am beliebtesten Ausflugsziel der Insel zurückgebaut, wie eine Ministeriumssprecherin am Donnerstag sagte.Der Abstieg, der unmittelbar südlich vom 118 Meter hohen Königsstuhl an den Strand führt, ist bereits seit Mai 2016 gesperrt. Ein Baum war auf einen unteren Treppenabschnitt gestürzt. Weitere Untersuchungen hätten ergaben, dass die in Holzbauweise errichtete Treppe auch in anderen Bereichen einen erheblichen Reparaturaufwand aufweist. Der Grund: Die ersten 270 Meter der insgesamt 515 Meter langen Treppe verlaufen in einem "geringfügig aber stetig rutschenden" Hangbereich. Deshalb verzichte man auf eine Reparatur und plane stattdessen den Rückbau der Treppe.
Jedes Jahr besuchen bis zu 800.000 Gäste den Königsstuhl, der einen spektakulären Ausblick auf die Ostsee bietet. Mit dem nun geplanten Rückbau der Treppe ist nach mehr als 200 Jahren ein bislang zur Wanderung obligatorisch dazugehörige Abstieg an den Strand endgültig passé.Wie der Sassnitzer Stadtarchivar Frank Biederstaedt in seinem Buch zur Geschichte der Stubnitz berichtete, waren auf Initiative des Sagarder Pastors Heinrich Christoph von Willich bereits Ende des 18. Jahrhunderts Naturstufen in den Hang vom Königsstuhl geschlagen worden, um den Abstieg vom Hochufer an den Strand zu erleichtern.
Um künftig dauerhaft sicher auf den Königsstuhl zu kommen, wird in den Behörden unter anderem über eine berührungsfreie Plattform nachgedacht. Verankert im massiven Gestein hinter dem Königsstuhl könnte die Plattform über dem Königsstuhl-Plateau schweben. Dazu werde eine Machbarkeitsstudie erstellt, man befinde sich aber noch in einer frühen Planungsphase, sagte Sassnitzs Bürgermeister Frank Kracht.Der Abbau der Treppe neben dem Königsstuhl ist für das Ministerium wie auch für den Sassnitzer Stadtchef eine Frage der Sicherheit: Die Sassnitzer Feuerwehr musste in den letzten fünf Jahren im betroffenen Strandabschnitt bei 15 Einsätzen neun Personen vom Strand retten, die sich in akuter Notlage befanden. Unter anderem waren zwei Jugendliche in das Massiv geklettert und mussten durch die Höhenrettung befreit werden.
Martina Rathke (dpa)