Trier im Heilig-Rock-Fieber
13. April 2012Tausende Gläubige aus aller Welt hatten sich im Dom und der benachbarten Liebfrauenbasilika versammelt, um bei der feierlichen Enthüllung des Schreins mit der Heilig-Rock-Reliquie dabei zu sein. Die Reliquie soll Teile des Gewandes enthalten, das Jesus Christus auf dem Weg zu seiner Kreuzigung trug.
Normalerweise liegt sie verschlossen und nicht sichtbar in einer Kapelle. Sie war vor genau 500 Jahren erstmals in Trier gezeigt worden. Seither gab es weitere 18 solcher Wallfahrten, die über die Jahrhunderte bereits Millionen Pilger in die Stadt an der Mosel führten.
Wunsch nach Einheit der christlichen Konfessionen
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann betonte während des Gottesdienstes, der "Heilige Rock" werde seit frühesten Zeiten der Kirche als Symbol für die Einheit der Christenheit verstanden. Das Leitmotiv der diesjährigen Jubiläumswallfahrt "... und führe zusammen, was getrennt ist" drücke auch den Wunsch nach Einheit der christlichen Konfessionen aus.
Die Wallfahrt 2012 ist stark ökumenisch ausgerichtet - unter Beteiligung von Protestanten, Orthodoxen und Freikirchlern. Rund 500.000 Pilger werden in den kommenden vier Wochen erwartet, während denen das Tunika-förmige Kleidungsstück zu sehen ist. Zuletzt war es 1996, 1959 und 1933 gezeigt worden.
Tausende Helfer im Einsatz
Die Wallfahrt finde in einer Zeit statt, "in der der Glaube angefochten und die Kirche nicht nur in Deutschland durch tiefgreifende Krisen verunsichert ist", sagte der päpstliche Gesandte, Kardinal Marc Ouellet, in seiner Predigt. Sie wolle deutlich machen, "dass Jesus Christus und die Gemeinschaft mit ihm ein Schatz für alle Menschen ist."
Der frühere Trierer Bischof Reinhard Marx - heute Erzbischof in München - hatte die Wallfahrt vor fünf Jahren für 2012 ausgerufen. Rund 1000 Mitwirkende und 2200 Helfer haben das religiöse Großereignis vorbereitet.
Oberbürgermeister Klaus Jensen erklärte, man freue sich auf die Pilger, die bei ihrem Aufenthalt auch andere Sehenswürdigkeiten von Deutschlands ältester Stadt kennenlernen könnten: "Für die Stadt ist die Wallfahrt ein großartiges Ereignis und ein Glücksfall", so Jensen.
Vom Heiligen Land an die Mosel
Der Legende nach soll die römische Kaiserin Helena, deren Sohn Konstantin der Große zu Beginn des 4. Jahrhunderts in Trier residierte, den Rock bei einer Reise ins Heilige Land gefunden und nach Trier gebracht haben.
Das Gewand ist auf der Vorderseite 1,47 Meter, auf der Rückseite 1,57 Meter lang. Die ältesten Teile wurden zum Schutz zwischen verschiedene Textilschichten eingebettet.
Die Echtheit ließ sich, wie bei fast allen christlichen Reliquien, bislang nicht beweisen und ist auch nach kirchlichem Verständnis nicht entscheidend. Für die katholische Kirche ist das Gewand ein Zeichen für Jesus Christus.
uh/qu (dpa,kna)