Trockene Böden, satte Brotpreise?
20. Juli 2018"Das, was wir in diesem Sommer erleben, ist Klimawandel live", sagt Gerald Dohme und blickt in eine unruhige Zukunft für seine Mitgliedsbetriebe. Der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands legt Zahlen vor: Aufgrund der Trockenheit in Deutschland erwartet er eine Getreideernte von 41 Millionen Tonnen. Damit läge die diesjährige Ernteprognose 4,5 Millionen Tonnen unter der bereits unterdurchschnittlichen Vorjahresernte in Höhe von 45,5 Millionen. Die Durchschnittsmenge der vergangenen fünf Jahre beträgt 47,9 Millionen Tonnen.
Die Stimmung unter den Bauern sei sehr angespannt, erzählt Dohme, und das nicht nur bei den Ackerbaubetrieben. Auch Tierhaltungsbetriebe seien betroffen, weil das "Grundfutter in Form von Gras und Mais in einigen Betrieben bereits jetzt ausgeht". Für den Verbandsvertreter ein großes Problem: "Teilweise musste das nicht reife Getreide in einigen Regionen schon abgehäckselt werden."
Obstbauern melden eine gute Ernte
Die Sonne brannte im Frühjahr und Sommer in unterschiedlicher Stärke auf die deutschen Ackerböden - beim Ackerbau kommt es deshalb zu einer Zweiteilung in Deutschland: Im Norden und Osten der Republik hatten deutlich mehr landwirtschaftliche Betriebe mit Dürreschäden zu kämpfen. "Wir haben auch im Süden von Baden vereinzelt große Dürreschäden", schränkt Dohme ein. Das hänge auch mit sehr punktuellen Wetterereignissen in diesem Jahr zusammen. "Teilweise meldeten Betriebe Dürreschäden, während ein Landwirt zwei Kilometer weiter mit den Folgen von Starkregen zu kämpfen hatte", erzählt er.
Im Unterschied zu den Getreidebauern ist die Lage bei den deutschen Obstbauern entspannter. Die Ernte ist gut, aber findet außergewöhnlich früh statt: Einige Obstbauern ernten dieses Jahr sogar so früh wie Bauern im Mittelmeerraum.
April und Mai waren die heißesten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Was bedeutet die Hitze für die Entwicklung der Verbraucherpreise? Dohme bleibt gelassen. Zwar führe ein beschränktes Angebot immer zu höheren Preisen. Allerdings habe der Getreidepreis bei der Preisfindung von Brot nur einen marginalen Einfluss. "Das sind ja nur Cents", sagt er. Auch über die Versorgungssicherheit müsse sich der Verbraucher wenig Gedanken machen. "Es gibt in Europa - auch in diesem heißen Sommer - unterschiedliche Ertragssituationen." Die Versorgungssicherheit sei durch den internationalen Handel gewährleistet, so der Verbandsvertreter.
Landwirtschaftsministerium wird finanzielle Hilfen prüfen
Nina Wettern vom Bundesumweltministerium sieht aber auch die Bauern in der Pflicht: "Wir müssen die Landwirtschaft in die Lage versetzen, sich auf den Klimawandel mit veränderten Wirtschaftsweisen vorzubereiten", sagt sie. Das Credo der maximierten Ertragssteigerung müsse durchbrochen werden. Da helfe auch die EU-Förderpolitik nicht, die die Bauern dränge, ihre Produktion immer weiter zu erhöhen.
Wettern bricht aber auch eine Lanze für die Bauern: "Landwirte stehen unter einem enormen Druck. Neben gestiegenen Umweltauflagen, wie dem neuen Düngerecht, kämpfen sie jetzt mit den Wetterkapriolen." Generell biete die Bundesregierung Zusammenarbeit bei besseren Kühlsystemen, Anbaumethoden und bei der Umstellung auf Sorten vor, die künftig dem Klimawandel gewachsen seien, sagt Wettern.
Den Mitgliedern des Bauernverbands, die jetzt bereits mit hohen finanziellen Einbußen zu kämpfen haben, hilft das aktuell nicht. Dohme fordert für diese Betriebe eine steuerliche Entlastung. Gleichzeitig arbeitet der Bauernverband zusammen mit der Versicherungsbranche an neuen Lösungen, die über die bekannte Hagelschadenversicherung hinausgehen. Das Landwirtschaftsministerium will sich Ende des Monats mit Ländervertretern treffen, um die Lage zu prüfen. Über finanzielle Hilfen werde aber erst im August entschieden, wenn der Erntebericht vorliege, meldete das Landwirtschaftsministerium.