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Trotz Wachstum - Arbeitslosigkeit in Asien wächst

Priya Esselborn27. April 2006

Die Arbeitslosigkeit in der asiatisch-pazifischen Region hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das Paradoxe: Viele der Länder - allen voran Indien und China - weisen enorme Wachstumsraten auf.

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Rikshafahrer in Delhi: Auch Jobs schützen in Asien oft nicht vor ArmutBild: picture-alliance/ dpa
Slum in Bangkok Thailand
Slum in BangkokBild: AP

Die Zahlen lassen aufhorchen: Waren 1992 in Ostasien noch vier Millionen Menschen ohne Job, waren es laut einer Studie der Wirtschafts- und Sozialkommission der Vereinten Nationen für Asien und den Pazifik (UNESCAP) 2002 schon neun Millionen. Im selben Zeitraum stieg in Südostasien und in der Pazifikregion die Zahl der Arbeitslosen von 5,5 Millionen auf 14,6 Millionen. Auch in Südasien kamen sieben Millionen neue Arbeitslose hinzu. Die Arbeitslosenraten mögen im Vergleich zu westeuropäischen Ländern nicht sonderlich hoch erscheinen. Die UNESCAP errechnete für ganz Ostasien im Jahre 2004 eine Arbeitslosenquote von 3,6 und für Südostasien 6,4 Prozent. In Südasien betrug sie 4,8 Prozent. Die Folgen der Arbeitslosigkeit sind in vielen Ländern Asiens jedoch weitaus schlimmer als in Westeuropa, da es oft kein soziales Sicherungsnetz gibt.

Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum

Die kürzlich veröffentlichte UN-Studie sieht in den meisten Ländern Asiens ähnliche Gründe für die steigende Arbeitslosigkeit: So würde die Zahl erwerbsfähiger Menschen durch die hohen Geburtenraten stetig wachsen. Hinzu käme, dass immer mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängten. Die Menschen würden länger arbeiten. Selbst bei guten Wachstumsraten wie zum Beispiel in Indien könnten neue Jobs nicht schnell genug geschaffen werden, um die vielen Menschen in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Auch die immer weiter fortschreitende Technisierung der Landwirtschaft und die Privatisierung von Staatsunternehmen als Folge der Globalisierung hätten dazu geführt, dass viele bestehende Arbeitsplätze wegrationalisiert würden, lautet die These der Studie. Neben diesen sich in den meisten Ländern Asiens ähnelnden Problemen gibt es noch länderspezifische Gründe für die wachsende Arbeitslosigkeit.

Hanns Hilpert, Experte für die Wirtschaft Asiens bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, nennt Beispiele. So befreie sich Japan erst jetzt nach und nach aus der seit 1992 anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation. In Südostasien und Korea seien von 1997 bis 1999 von der asiatischen Wirtschaftskrise erfasst worden. "Und China ist ja eine vormals kommunistisch-sozialistische Planwirtschaft, die seit Anfang der 1980-er Jahre eine Transformation hin zu einer kapitalistischen Marktwirtschaft durchläuft. Da hat es gerade seit Mitte der 1990-er Jahre den schmerzhaften Prozess der Restrukturierung der Staatsunternehmen gegeben", sagt Hilpert.

Problem Unterbeschäftigung

Die Studie der Vereinten Nationen sieht die größte Herausforderung für Asien und die Pazifikregion in der Bekämpfung der Armut. Denn nicht nur die steigende Zahl von Arbeitslosen, auch unterbeschäftigte Menschen, die noch nicht einmal zwei Dollar am Tag verdienten, seien von Armut bedroht. 2003 hätten in Südasien 88 Prozent der Beschäftigten, in Südostasien etwa 60 Prozent und in Ostasien knapp die Hälfte aller Beschäftigten derart niedrige Tageseinnahmen gehabt. Die offizielle Armutsgrenze der Weltbank liegt bei einem Dollar pro Tag.

"Unterbeschäftigung und derart niedrige Löhne bedeuten auch, dass diese Menschen nicht ihr volles Potential ausschöpfen können. Sie arbeiten und sind dennoch arm", sagt Amarakoon Bandara, Experte für Armut und Entwicklung bei der UNESCAP. "In den meisten Ländern der Region ist die Unterbeschäftigung enorm. Doch sie ist nicht sichtbar, da die offiziellen Daten sie nicht angeben." Wer einige Stunden pro Woche arbeite, sei oft nicht in der Lage sind, sich einen minimalen Lebensstandard zu erarbeiten - entsprechend hoch sei die Verwundbarkeit für Wirtschaftskrisen.

Wichtige Überweisungen

Allein durch neue Arbeitsplätze könne die Armut allerdings nicht vermindert werden, warnt Amarakoon Bandara. Arme Menschen müssten durch schnelles Handeln von Regierung und Behörden Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung, Wohnmöglichkeiten und vor allem zu Bildung erhalten. Nur so könnten sie wettbewerbsfähiger werden. "Die Regierungen müssen bestimmte Maßnahmen einführen, um solch verletzliche Gruppen zu schützen", fordert Bandara. "Gleichzeitig müssen die Regierungen sich mehr dafür engagieren, dass junge Menschen eine gute Ausbildung erhalten, dass sie gute Arbeitsmöglichkeiten und berufliche Fortbildungen erhalten. Aber das allerwichtigste sind natürlich die richtigen makro-ökonomischen Bedingungen."

Zur Verringerung der Armut würden vor allem Migranten und Vertragsarbeiter beitragen, so das Fazit der UN-Studie. Denn durch die Rücküberweisung eines Teils ihres Gehalts an die Familien in ihrem Heimatland steige deren Lebensstandard enorm. Länder mit einer hohen Zahl von Unterbeschäftigten und nur wenigen Möglichkeiten zur Schaffung neuer Arbeitsplätze könnten sich daher ein Beispiel an den Philippinen nehmen. Die Philippinen würden systematisch dazu ermuntern, auf Vertragsbasis im Ausland zu arbeiten.