Schon wieder Rassismus-Vorwurf gegen Trump
28. Juli 2019Nach deutlicher Kritik an den Zuständen in Sammellagern für Migranten an der US-Südgrenze hat Präsident Donald Trump den afroamerikanischen Abgeordneten Elijah Cummings attackiert - und damit erneut Rassismusvorwürfe auf sich gezogen. Cummings habe die Angestellten des Grenzschutzes mit seinen Tiraden schikaniert, während in seinem Wahlbezirk Baltimore doch viel schlimmere und gefährlichere Bedingungen herrschten, schrieb Trump auf Twitter. "Cummings Bezirk ist ein widerliches, von Ratten und Nagetieren befallenes Chaos." Es sei der "schlimmste" und "gefährlichste" Ort der USA. "Kein Mensch würde dort leben wollen." Wenn Cummings mehr Zeit in Baltimore verbringen würde, könnte er vielleicht dazu beitragen, diesen sehr gefährlichen und schmutzigen Ort aufzuräumen, erklärte Trump. Baltimore gilt wegen seiner hohen Kriminalitätsrate in den USA als Problemstadt.
Mit der Attacke löste Trump erneut Wirbel aus. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, schrieb auf Twitter, Cummings sei ein "hoch geschätzter" Kollege und trete für Bürgerrechte und wirtschaftliche Gerechtigkeit ein. Man werde rassistische Attacken auf ihn nicht hinnehmen. Der demokratische Bürgermeister von Baltimore, der afroamerikanische demokratische Politiker Bernard Young, kritisierte Trumps Rhetorik als "schmerzlich und gefährlich" sowie "völlig unannehmbar".
Cummings ist Vorsitzender des Ausschusses für Aufsicht und Reformen im Repräsentantenhaus. Er ist ein scharfer Trump-Kritiker und hatte zuletzt Untersuchungen zu den Zuständen in Sammellagern für Migranten an der US-Grenze angestoßen. Als Vorsitzender des Kontrollausschusses treibt Cummings zudem mehrere Untersuchungen gegen die Regierung voran. So war er maßgeblich an Vorladungen für Trumps Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner beteiligt.
Cummings wehrt sich
Der Abgeordnete wies derweil Trumps Kritik per Twitter zurück: "Herr Präsident, ich kehre täglich in meinen Wahlkreis nach Hause zurück. Jeden Morgen wache ich auf, und ich gehe raus und kämpfe für meine Nachbarn. Es ist meine verfassungsgemäße Pflicht, die Aufsicht über die Exekutive auszuüben. Aber es ist meine moralische Pflicht, für meine Wähler zu kämpfen."
Das Repräsentantenhaus hatte erst Mitte des Monats "rassistische Kommentare" Trumps gegen vier weibliche demokratische Abgeordnete scharf verurteilt. Der Präsident hatte zuvor mit fremdenfeindlichen Tiraden gegen Abgeordnete mit Migrationshintergrund für Empörung gesorgt. Er warf Alexandria Ocasio-Cortez, Ilhan Omar, Rashida Tlaib und Ayanna Pressley unter anderem vor, die USA zu "hassen", und rief sie auf, in die Herkunftsländer ihrer Familien zurückzugehen. Drei der vier angegriffenen Frauen sind in den USA geboren. Die Attacken wurden in den USA und auch im Ausland scharf kritisiert.
kle/rb (dpa, afp, rtr)